ZDF ZEIT, ARD, 8.10.2019 (Zugriff: 10.08.2019)
Penny und Netto haben mittlerweile zusammen mehr als 6000 Filialen in ganz Deutschland. Mitunter fallen sie durch schlechte Hygiene und wenig Personal auf.
Wer behandelt seine Mitarbeiter besser, wo geht es fair zu?
"Die Kunden bekommen von den Arbeitsbedingungen bei Penny und Netto nicht viel mit. Beide Ketten bezahlen ihre Mitarbeiter nach Tarifvertrag, dennoch ist es ein stressiger Knochenjob.
Zwar konnten wir flächendeckend keine negative Auffälligkeit bei den Discountern feststellen, jedoch taten sich einzelne Filialen durch Unordnung und einen Mangel an Hygiene hervor. Verdorbene Ware in den Regalen kann ein Zeichen dafür sein, dass das Personal nicht ausreicht - laut der Gewerkschaft ver.di ein grundlegendes Discounter-Problem.
Der Grund: Das Geschäftsmodell Discounter hatte mit einer deutlich kleineren Produktvielfalt begonnen, zudem wurden die Waren nur auf Paletten präsentiert. Doch die Zahl der angebotenen Produkte steigt ständig, Paletten gibt es kaum noch. Die Anzahl der Mitarbeiter wurde allerdings nicht angepasst, damit die billigen Preise beibehalten werden konnten.
Penny beschäftigt laut eigenen Angaben drei Mitarbeiter pro Schicht, die unter anderem für das Kassieren, das Verräumen der Waren und das Betreuen der Backstationen zuständig sind. Hinzu kommen das Entfernen akuter Verschmutzungen sowie der Service. Bei zu wenig Personal sind Unordnung, mangelnde Hygiene, fehlender Service und Schlangen an der Kasse das Resultat.
Bei beiden Discountern würden Mitarbeiter von mehr Personal profitieren - und die Kunden auch. Denn mehr Personal bedeutet: sauberere, ordentlichere Filialen und besserer, schnellerer Service".
Fair zu Mitarbeitern: längst nicht ausreichend.
Auch die Fairness gegenüber den Verbrauchern lässt zu wünschen übrig. Beispiel: Regionalität
"Beide Discounter führen durchaus Wurstprodukte von Eigenmarken, auf denen gut nachvollziehbar ist, woher das Fleisch stammt und wo es verarbeitet wurde. Allerdings fehlen vorwiegend bei den preiswerteren Varianten der Eigenmarken oft Angaben zur Herkunft.
Aufdrucke wie "Hergestellt in Bayern" oder kleine Deutschlandfähnchen scheinen die meisten Kunden davon zu überzeugen, dass ihre Wurst von in Deutschland gehaltenen Tieren stammt. Schaut man genauer hin, zeigt sich bei einer Eigenmarke von Netto, dass das Putenfleisch aus dem fast 13.000 km entfernten Chile stammt. Die Wurst wurde dennoch als bayerisch deklariert, weil sie dort hergestellt wurde. Die Tiere aber wurden in Chile gehalten und geschlachtet. Das ist nicht nur schlecht für die Öko-Bilanz, auch die Haltungsbedingungen seien dort laut der Verbraucherzentrale Berlin oft deutlich schlechter als in Deutschland.
Bei Netto haben wir in drei von 40 untersuchten Produkten Fleisch aus Südamerika entdeckt. Zwar steckt in fast allen untersuchten Produkten deutsches Fleisch, aber in fast der Hälfte auch Fleisch aus anderen EU-Ländern. Teilweise fanden sich bis zu 23 verschiedene Zulieferer pro Packung Wurst.
Die Penny Eigenmarken "NaturGut" und "Mühlenhof" versprechen auf der Packung deutsches Fleisch, aber die Marke "Penny" bezieht ihr Geflügel neben EU-Lieferanten auch teilweise aus Brasilien und Thailand. In der EU bekomme man kein Geflügelfleisch in den benötigten Mengen, erklärt Penny-Geschäftsführer Stefan Magel.
Bei beiden Discountern ist noch gewaltig Luft nachoben in Sachen Regionalität, da Kunden weisgemacht wird, Fleisch aus Deutschland zu kaufen, obwohl es oft aus anderen EU-Ländern und teilweise sogar aus Südamerika oder Asien stammt".
ntv, 21.05.2014, Zugriff 24.03.2016 (Zugriff: 01.09.2016)
„Der Supermarktbetreiber Netto Marken-Discount und die Staatsanwaltschaft Regensburg haben sich auf die Einstellung eines Verfahrens wegen umstrittener Werkverträge geeinigt. Netto zahle insgesamt rund 7,5 Millionen Euro an Staat und Sozialversicherungen zurück, bestätigte die Staatsanwaltschaft einen Bericht des "Handelsblatts".
4,4 Millionen Euro hat Netto danach bereits an die Staatskasse überwiesen. Diese Summe hat das Unternehmen nach Schätzungen der Staatsanwaltschaft durch illegale Werkverträge im Vergleich zu den höheren Tariflöhnen gespart. Weitere 3,1 Millionen Euro sind nach Angaben der Staatsanwaltschaft nachträglich an die Sozialversicherung geflossen. Das Unternehmen wollte sich auf Anfrage nicht zu dem Vorgang äußern.
Im Januar 2012 hatten mehr als 450 Zollbeamte Logistikzentren, Büros und Privatwohnungen von Verantwortlichen des Supermarktbetreibers sowie der Handelskette Kaufland durchsucht. Gegenstand der Ermittlungen war der Verdacht auf illegale Scheinwerkverträge in Logistikhallen der SB-Warenhauskette. Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft entsprachen die tatsächlichen Beschäftigungsverhältnisse nicht dem Inhalt der von Netto geschlossenen Werkverträge.
Konkret ging es um Lagerarbeiter, die über Werkverträge in Netto-Warenverteilzentren zwischen 2007 und 2013 eingesetzt wurden. "Netto konnte auf die Arbeitnehmer der Subunternehmen den gleichen Einfluss ausüben wie auf ihre eigenen Beschäftigten", zitiert das "Handelsblatt" die Ermittler. Diese Praxis verstoße aber gegen die Vorgaben für Werkverträge.“
ARD-3sat, 4.03.2016, Zugriff 10.03.2016 (Zugriff: 01.09.2016)
„Ohne Lohn sollte niemand arbeiten müssen. Doch im harten Wettkampf der Discounter scheint dieses Prinzip auf der Strecke geblieben zu sein. Anfang 2015 berichteten Angestellte der Edeka-Tochter Netto, dass sie regelmäßig unbezahlte Überstunden leisten müssten. Die Gewerkschaft Verdi verlautbarte, dass diese unbezahlte Arbeit kein Einzelfall darstellt, sondern überall zu finden sei. … Eine Mitarbeiterin, die nach eigenen Angaben täglich zweieinhalb bis drei Stunden unentgeltlich Überstunden geleistet hat, gibt an: "Wir mussten das freiwillig machen". Ein Zwang zur Freiwilligkeit? Eine andere Mitarbeiterin aus Brandenburg berichtete, dass sie dem Unternehmen pro Woche um die zehn Stunden geschenkt habe. Das scheinen keine Einzelfälle zu sein: Ein ehemaliger Verkaufsleiter aus Ulm, der für zwölf Netto-Märkte zuständig war, berichtet, dass er in die Firmenzentrale gerufen wurde, weil seine Personalkosten zu hoch waren. Der Verkaufsleiter weiter: Um die Personalkosten wieder in den Griff zu kriegen hätten die Leitung Kündigungen aussprechen und das verbleibende Personal so viel wie möglich arbeiten lassen müssen. Am besten umsonst.
…
Netto weist die Vorwürfe zurück
"Die Einhaltung aller gesetzlichen und tariflichen Vorgaben ist für uns eine Selbstverständlichkeit. Die von Ihnen beschriebenen Vorwürfe widersprechen zudem unseren zentralen Unternehmensvorgaben." Und weiter: "... die Arbeitszeiten sind im Einklang mit den Gesetzen klar geregelt und werden protokolliert und von den Mitarbeitern unterzeichnet...".
"Militärische Organisationsstruktur"
Stefan Sell, Professor für Sozial- und Wirtschaftswissenschaften, führt aus: "Das System Netto besteht aus einer militärischen Organisationsstruktur. Von oben nach unten".
Wirtschaftwoche, 42, 8.09.2010 (Zugriff: 01.09.2016)
„In den Geschäften selbst regiert trotz der Umbauarbeiten rigoros der Rotstift, berichten Mitarbeiter. In einigen Filiallagern soll etwa jede zweite Lampe abgeschaltet worden sein, um die Energiekosten zu drosseln. Vergilbte Pausenräume aus der Plus-Ära wurden vielfach nicht renoviert. Knausrig zeigte sich das Unternehmen auch bei der Arbeitskleidung: Pro Person seien gerade mal zwei leuchtend rote Netto-T-Shirts verteilt worden, klagt ein Kassierer aus dem Rheinland. Und das, obwohl die Zentrale doch immer so stolz auf ihre Frischekompetenz sei. Netto selbst begründet das Sparen an den Pausenräumen mit "Engpässen in den Umbaukapazitäten"; das Tragen von Netto-Shirts sei den Beschäftigten freigestellt. Ist das Gratis-Kontingent erschöpft, dürfen die Mitarbeiter "jederzei"“ weitere Shirts erwerben – "zu einem äußerst günstigen Preis".
Mit solch kleinlichem Gehabe sehen sich nicht nur Minijobber an der Kasse konfrontiert. Der rigide Kurs zieht sich durch das Unternehmen. So klingen die Klagen von Verkäuferinnen kaum anders als Beschwerden aus den Reihen der rund 600 Verkaufsleiter (VL) und 60 Gebietsverkaufsleiter (GVL), die in der Netto-Hierarchie über den Marktleitern stehen: Das Pensum sei kaum zu schaffen, die Gehälter unterdurchschnittlich und die Wertschätzung gering. Mal werde "gebrüllt wie im Zoo", mal würden Mitarbeitern Verzichtserklärungen für Überstunden vorgelegt, die sie dann – freiwillig versteht sich – unterschreiben dürfen. Vor allem frühere Plus-Kräfte, die aus alten Zeiten oft höher dotierte Verträge haben, fühlen sich unter Druck gesetzt.
Personalführung à la Kasernenhof? Online-Foren sind voll mit solchen Vorwürfen. Unternehmenschef Pröls verweist zwar darauf, dass es klare Überstundenregelungen gebe und in anonymen Foren, "vieles schnell mal geschrieben" werde. Doch so einfach kann Pröls es sich nicht machen. Die Arbeitsbedingungen rufen bereits die Gewerkschaft Verdi auf den Plan. "Es gibt immer wieder Beschwerden über Mitarbeiterdrill, unbezahlte Überstunden und falsche Bezahlung", sagt Ulrich Dalibor, Bundesfachgruppenleiter Einzelhandel bei Verdi. (…)"