Spiegel Online 2.2.2022 (Öffnet in einem neuen Tab) (Zugriff: 07.02.2022)
Nestlé nimmt Vittel vom deutschen Markt
Der Lebensmittelkonzern Nestlé stellt den Verkauf der Marke Vittel in Deutschland und Österreich ein. Das Unternehmen war wegen der Gewinnung des Wassers scharf kritisiert worden.
Die Wassermarke Vittel verschwindet aus deutschen und österreichischen Supermärkten, der Lebenskonzern Nestlé will das Geschäft in diesen Ländern damit noch vor dem Sommer beenden. Ein Sprecher der Deutschland-Zentrale des Unternehmens bestätigte einen entsprechenden Bericht der »Lebensmittelzeitung«. Ebenfalls von dem Rückzug betroffen ist laut dem Sprecher die Wassermarke Contrex.
Das stille Vittel-Wasser aus den französischen Vogesen erfüllt offenbar nicht mehr die Margenerwartungen des Schweizer Weltkonzerns. Nestlé war zuvor aber auch wegen der Förderung im dortigen französischen Thermalbad Vittel in die Kritik geraten, weil zu viel Wasser entnommen werde – das Grundwasser in dem Ort wurde knapp.
Ob der Rückzug auch mit dieser von Naturschützern und Einwohnern immer wieder angegriffenen Förderung zu tun hat? Laut »Handelsblatt« erklärte Nestlé, die Kritik an der Gewinnung sei nicht der Grund für das Ende der Marke in Deutschland und Österreich.
Brunnen in Vittel soll weiterbetrieben werden
Die Branche hatte zumindest seit Längerem eine Vorahnung, dass Vittel vom deutschen Markt verschwinden könnte. Bereits 2021 hatte Nestlé die Vittel-Lieferungen an Lidl eingestellt und damit an jene Discounterkette, die bislang zu den bedeutendsten Händlern des Wassers in Deutschland zählte. Durch die Auslistung fiel ein wichtiger Vertriebsweg auf dem deutschen Markt weg. Stattdessen wird bei Lidl nun das Konkurrenz-Produkt Volvic von Danone verkauft, zum Ärger von Umweltschützern weiterhin in Einweg-Plastikflaschen
https://utopia.de/zdf-doku-nestle-profit-umweltzerstoerung-191718/ (Öffnet in einem neuen Tab) (Zugriff: 14.07.2020)
"Ein Auftritt des Deutschlandchefs mit Ministerin Julia Klöckner auf Twitter sorgte für Aufsehen. Nestlé sei gesunde Ernährung ein Anliegen, man habe bereits 10 % Salz in den Produkten reduziert, hieß es. Allerdings stecken dafür jetzt mehr Fett und mehr Zucker in den Produkten. Fazit des ZDF-Teams: Eine gesunde Ernährung ist mit Nestlé nicht möglich".
Von Utopia.de zur ZDF-Reportage über Nestlé am 25.6.2020
https://utopia.de/zdf-doku-nestle-profit-umweltzerstoerung-191718/ (Öffnet in einem neuen Tab) (Zugriff: 14.07.2020)
"Nestlé hat in Deutschland mehrere Werke geschlossen, um die Gewinne zu maximieren – teilweise ohne die Angestellten rechtzeitig zu informieren. Auch in russischen Vertriebsniederlassungen wie in St. Petersburg wurden Stellen gekürzt. Zwei Ex-Angestellte berichten, dass sie gedrängt und erpresst wurden, bis sie ihre Kündigung unterschrieben. Gerade läuft eine Gerichtsverhandlung zu den Kündigungen. Die Behandlung der Mitarbeiter*innen in weiteren Ländern untersucht die ZDF-Doku nicht."
Utopia meint: Das ZDF attestiert Nestlé Nachholbedarf bei Nachhaltigkeit und Fairness.
Von Utopia.de zur ZDF-Reportage über Nestlé am 25.6.2020
InfoSperber 2.6.2018 + ZDf/Frontal21 8.5.2018 (Öffnet in einem neuen Tab) (Zugriff: 02.07.2018)
„Im französischen Kurort Vittel pumpt Nestlé große Mengen Quellwasser ab. Seitdem sinkt der Grundwasserspiegel bedrohlich. Die Gemeinde Vittel in den Vogesen ist bekannt für seine Mineralquelle. Doch die rund 5000 Einwohner sitzen zunehmend auf dem Trockenen. Laut einem Bericht des ZDF-Magazins «Frontal21» sinkt der Grundwasserspiegel jedes Jahr um 30 Zentimeter – in den letzten 40 Jahren ging er um 10 Meter zurück.
Umweltschützer sind alarmiert und geben Nestlé die Schuld. Denn der Schweizer Lebensmittelkonzern besitzt die Wasserrechte und zapft seit Jahren das Mineralwasser aus der dortigen Quelle ab, um es europaweit unter der Marke «Vittel» zu verkaufen. Mehr als 2 Millionen Liter Vittel-Wasser füllt Nestlé jeden Tag in Plastikflaschen. Zu viel, wie kritische Bürger meinen. Wenn das so weitergehe, befürchten sie, müsse das Trinkwasser für die Bewohner bald von auswärts herbeigeschafft werden.
Schon jetzt bekommen die Einheimischen zu spüren, dass die Quelle nicht ewig sprudelt: Vor allem in den heißen Monaten wird das Wasser für die Bewohner knapp. Im Sommer sei der Bürgermeister gezwungen, Wasser mit einem Tankwagen aus Nachbargemeinden zu holen, sagt ein Schäfer zu «Frontal21». Deshalb sollen die Leute vor Ort weniger Wasser verbrauchen: An einem öffentlichen Brunnen, wo jedermann Mineralwasser abfüllen kann, mahnt ein Schild: «Maximal sechs Flaschen täglich».
Zuerst kommt Nestlé, dann kommen die Bürger
(…) Nestlé ist Großgrundbesitzer in der Region. 3000 Hektaren Land rund um Vittel gehören dem Konzern – eine Art Wasserschutzgebiet. Die Behörden erlauben Nestlé, pro Jahr eine Million Kubikmeter Quellwasser zu fördern, doch die einheimischen Schäfer dürfen das Wasser unter ihren Weiden nicht nutzen. (…)
Von einer akuten Wasserknappheit in Vittel will Nestlé indes nichts wissen. Das Schild am Brunnen habe man nur angebracht, «damit die Schlangen vor dem Brunnen nicht zu lang werden». «Der Schutz aller Quellen hat für uns oberste Priorität», heißt es in einer Stellungnahme auf der Webseite des Konzerns. «Daher engagieren wir uns seit über 25 Jahren für eine nachhaltige Wasserwirtschaft in der Region rund um Vittel». So habe man im Laufe der vergangenen zehn Jahre die Wasserentnahme freiwillig auf 750‘000 Kubikmeter pro Jahr reduziert. Zudem weist Nestlé im Beitrag von «Frontal21» darauf hin, dass der Konzern ein wichtiger Arbeitgeber in der Region sei und auch happige Steuern zahle – 14 Millionen Euro für die Abfüllanlage von Vittel und der benachbarten Stadt Contrex.
«Bürger zahlen, damit Nestlé Wasser exportieren kann»
Doch auch Nestlé hat inzwischen gemerkt, dass das unterirdische Reservoir der «Bonne Source» in Vittel nicht unerschöpflich ist. Der Grundwasserspiegel sinkt, selbst wenn weniger Quellwasser gefördert wird. «Derzeit ist die aus diesem Bereich entnommene Wassermenge höher als die Menge, die durch Regenwasser kompensiert wird. Die Behörden schätzen diese Fehlmenge auf jährlich rund eine Million Kubikmeter», teilt Nestlé mit. Das könnte ab 2050 die Wasserversorgung ernsthaft gefährden. «Es besteht daher dringender Handlungsbedarf», schreibt Nestlé auf der Homepage.
Auf das profitable Geschäft mit Vittel-Wasser will Nestlé aber nicht verzichten. Stattdessen soll eine Pipeline die lokale Bevölkerung künftig mit Wasser aus umliegenden Gebieten versorgen, berichtet «Frontal21». Die Kosten für die neue Wasserzufuhr wird aber nicht etwa Nestlé bezahlen – zu Kasse kommen die Bürgerinnen und Bürger mit ihren Steuergeldern. «Rund 20 Millionen Euro, damit Nestlé weiter unser Wasser exportieren kann», kritisiert Odile Agrafeil, Mitglied der Umweltkommission CESER Grand Est die Pläne. «Das ist doch Unsinn. Denn Wasser ist ein Grundrecht».“
Handelsblatt, 22.2.2018 (Öffnet in einem neuen Tab) (Zugriff: 22.03.2018)
„Weltweit kauft Nestlé Wasserrechte von staatlichen Wasserbehörden. Das erlaubt dem Unternehmen, Wasser direkt aus dem Grundwasser (unterhalb der Erdoberfläche) abzupumpen. Dieses Wasser reinigt Nestlé und verkauft es dann als abgefülltes „Tafelwasser“ in Plastikflaschen, zum Beispiel unter der Marke „Nestlé Pure Life“. Der für das Geschäft zuständige Bereich „Nestlé Waters“ hat 95 Produktionsstandorte in 34 Ländern. Darunter auch in Südafrika, Pakistan und Äthiopien.
Der zentrale Vorwurf: Dort, wo das Wasser ohnehin schon knapp ist, pumpt Nestlé es ab – und verdient Geld damit. In Südafrika hat Nestlé alleine elf Standorte. Durch die schwerste Dürre aller Zeiten herrscht dort gerade eine Wasserkrise.
In Kapstadt gilt seit dem 1. Februar sogar eine offizielle Wassersparstufe: Nur noch 50 Liter am Tag darf jeder höchstens verbrauchen. Stell‘ dir vor: Jeder Deutsche verbraucht im Schnitt 121 Liter pro Tag. Eine Flasche „Pure Life“, dem dort verkauften Wasser von Nestlé, kostet umgerechnet einen Euro.
Nestlé ist sich keiner Schuld bewusst und besteht darauf, die Wasservorkommen vor Ort nicht zu beeinträchtigen. Auf der Homepage wirbt das Unternehmen mit einer Auszeichnung der Organisation Hilfsorganisation Oxfam, die Nestlé gutes Wassermanagement bestätigt.
2017 machte Nestlé alleine mit Wasserprodukten einen Umsatz von 7,445 Milliarden Schweizer Franken, das sind knapp 6,45 Milliarden Euro. Also mehr als ein Zwölftel des gesamten Umsatzes im Jahr 2017. Der Dokumentarfilm „Bottled Life“ beleuchtete 2012 das Geschäft von Nestlé mit dem Wasser. Unter anderem wirft er Nestlé vor, für die Dürre in einigen Regionen Pakistans verantwortlich zu sein.
Was sagt Nestlé dazu? In dem Film – kein Wort. Nestlé lehnte ein Interview ab. Begründung: Die Dokumentation falle einseitig aus und stelle Nestlé und seine Mitarbeiter nicht fair da. Wir wollen von Nestlé wissen, ob sie Menschen das Wasser wegnehmen. Der Pressesprecher verweist auf die Internetseite, da diese Frage schon seit Jahren immer wieder aufs Neue gestellt würde und bereits beantwortet sei. Tatsächlich: Nestlé hat einen ganzen Artikel zu dem Dokumentarfilm „Bottled Life“ verfasst. Die Antwort auf die Frage, ob Nestlé mit seinem Wassergeschäft für Dürren in Pakistan sorgt: Das stimmt nicht. Das Nestlé Werk Sheikhupura in Pakistan fördert Wasser aus zwei Tiefbrunnen. Geschätzt existieren in der Region Lahore aber rund 680.000 Brunnen. – Nestlé auf seiner Homepage“
Kathrin Hartmann: Die grüne Lüge. Blessing Februar 2017, S. 11ff (Zugriff: 13.02.2018)
"Allein die leeren Alu-Kapseln von Nespresso ergeben jedes Jahr einen mindestens 8000 Tonnen Müllberg.
(..)
... dass die Herstellung von Aluminium eine einige Umweltsauerei ist: Es wird aus dem Rohstoff Bauxit gewonnen, für dessen Abbau in Australien, Brasilien, Guinea und Indonesien gigantische Regenwaldflächen gerodet werden.
Um daraus eine Tonne Aluminium herzustellen, braucht es so viel Strom, wie ein Zwei-Personen-Haushalt über fünf Jahre nutzt. Das setzt acht Tonnen CO2 frei. (...)
... drei Prozent am globalen Stromverbrauch. Dafür werden monströse Staudämme und Wasserkraftwerke gebaut, die Indigenen das Land rauben... (...)
Pro Tonne fallen bis zu sechs Tonnen giftigen Rotschlamms an, der in offenen Becken gelagert wird. Immer wieder kommt es zu Dammbrüchen, dann überströmen die ätzenden Schlammmassen Dörfer und Felder, Schwermetalle wie Blei, Cadmium und Quecksilber vergiften Wasser und Böden und machen die Menschen krank.
(...)
Und so kommt es, dass ein überflüssiges, überteuertes Kaffeesystem, das eine Menge Müll produziert, Ressourcen verschwendet und Kleinbauern ausbeutet, nicht nur als ökologisch unbedenklich gelten kann, sondern sogar als Wohltat für Mensch, Natur und Klima."
spiegel.de, 05.12.2015 (Öffnet in einem neuen Tab) (Zugriff: 07.12.2015)
„Mobbing-Klage gegen Nestlé: Unappetitliche Einblicke in einen Lebensmittelkonzern
Manager des Lebensmittel-Multis Nestlé müssen sich vor Gericht gegen Mobbingvorwürfe einer Ex-Managerin wehren. Der (…)
Die gebürtige Iranerin hat den Schweizer Lebensmittel-Multi wegen Mobbing verklagt. Bevor sie den Konzern 2010 verließ, sei sie über vier Jahre von ihrem Chef erniedrigt worden. Bereits im Jahr 2000, als der Konzern Motarjemi quasi als moralisches Gewissen von der WHO abwarb, sagten ihr langjährige Nestlé-Mitarbeiter, sie werde kämpfen müssen. Nestapo wurde das Qualitätsmanagement intern genannt. Sehr beliebt war es nicht.
Motarjemis Problem war zudem, dass es offenbar für viele Manager dieser Ebene neu war, von einer Frau kritisiert zu werden - genau das aber ihr Job war: Auf Lücken bei der Nahrungsmittelsicherheit hinzuweisen. Je öfter sie das allerdings tat, je öfter sie sich bei falschen Vitamindosierungen oder mit Chemikalien verunreinigten Verpackungen einmischte, desto unbeliebter machte sie sich.
(…) Motarjemi entschied sich zum Kampf, und der könnte nun auch Nestlé Probleme bereiten: Eine Reihe hoher Manager wird vor Gericht erscheinen müssen. Noch vor Weihnachten soll Konzernchef Paul Bulcke aussagen, für den es gerade nicht besonders gut läuft: Im Sommer wurden in Maggi-Nudeln in Indien zu hohe Bleiwerte entdeckt und vorvergangene Woche musste Nestlé nach einer Untersuchung seiner Lieferkette sklavenähnliche Zustände auf thailändischen Krabbenkuttern einräumen - ein Vorwurf, den man allerdings schon seit zwei Jahren kennt.
Beim Prozess in Lausanne geht es nicht nur um eine zerbröselte Karriere. Er gibt einen Blick frei auf das Innenleben des größten Lebensmittelkonzerns der Welt - und das ist nicht besonders appetitlich. Er zeigt, welche Probleme der Konzern hatte, die Unbedenklichkeit von Lebensmitteln sicherzustellen, und wie lax manche Manager damit umgingen. Nestlé lässt wissen: Was die Qualität der Produkte angehe, seien die Behauptungen Motarjemis haltlos. Bei Sicherheit und Qualität toleriere man keine Fehler. Nestlé weist auch die Mobbingvorwürfe zurück. Bei Konflikten könne man sich zudem an eine Schlichtungsstelle und an externe Dienstleister wenden.
Was der Konzernsprecher nicht sagt: Dienstleister wie das Beratungsunternehmen iCAS sind lange vor Motarjemis Konflikt eingeschaltet worden. Im Konzern schien sich eine Kultur der Angst breitgemacht zu haben. Bereits 2001 gab laut einer internen Befragung jeder zehnte Mitarbeiter an, unter Mobbing zu leiden.
(…) Einer der ersten größeren Fälle, die auf Motarjemis Tisch landeten, waren problematische Babykekse: In Frankreich hatten die zu Erstickungsanfällen geführt. Nicht zu zwei Fällen, wie es erst hieß, sondern zu 38 Beschwerden allein im Jahr 2002. Das erfuhr Motarjemi aber erst spät und viel später erst wurde ihr Vorschlag umgesetzt, das Mindestalter für den Verzehr dieses Produkt von 8 auf 15 Monate heraufzusetzen.
Ebenfalls um Babynahrung ging es 2004 in China. "Auch dort änderte Nestlé erst etwas, als es nicht anders ging", so Motarjemi. Die ersten Chargen der mit Jod überdosierten Produkte brachte Nestlé sogar auf den Markt, wie ein internes Dokument vom Juli 2005 nahelegt. Aus Sicht des Unternehmens seien die Jodwerte "innerhalb der Sicherheitsgrenze" gewesen. Effektive Korrekturen, räumt der Konzern indes ein, seien nicht unternommen worden. Für derartige Arbeit gebe es "wenig Kapazität".
In beide Fälle war der Mann eingebunden, der 2006 Motarjemis Chef in der Zentrale am Genfer See wurde.
Bis dahin war es eigentlich gut für Motarjemi gelaufen, ihre Expertise sei "extrem wichtig für das Unternehmen", lobte ihr Vorgesetzter noch 2005. Unter dem neuen Chef wurde ihr Name in der Abteilung zum Tabu. Motarjemis wissenschaftlich-technischen Ansatz, den sie von der WHO mitbrachte, hielt ihr Chef für nutzlos. In einem Schulungsvideo sprach er vom WHO-Quakquak. Und riet den Mitarbeitern: "Wenn Sie Risiken identifizieren, lassen Sie sich nicht ablenken von kontaminierenden Stoffen und Rückständen. Diese sind kein signifikantes Risiko in unseren Fabriken."
Um den Konflikt zu entschärfen, engagierte Nestlé am Ende ein weiteres Beratungsunternehmen. Es durfte einige ausgesuchte Zeugen befragen. In ihrem Bericht schreiben die Berater, Motarjemi sei systematisch ins Abseits gestellt worden. Ihr Chef habe die entwürdigende Situation andauern lassen. Der Bericht hatte Nestlé eigentlich entlasten sollen“.
handelsblatt.com, 24.11.2015 (Öffnet in einem neuen Tab) (Zugriff: 30.11.2015)
„Sklavenarbeit auf den Kuttern des Lebensmittelmulti
Auf Koh Samui machen viele Deutsche Urlaub. Wenige Kilometer entfernt werden Arbeiter auf Fischkuttern ausgebeutet. Auch für den Fisch von Nestlé, das die Zustände untersuchen ließ – mit dramatischen Ergebnissen.
Zulieferer von globalen Nahrungsmittelkonzernen aus der Fischereibranche beuten in Thailand Gastarbeiter aus – und setzen sie gefährlichen und erniedrigenden Arbeitsbedingungen aus. Zu diesem Ergebnis kommt ein Bericht im Auftrag von Nestlé, der am Montag veröffentlicht wurde.
Geld für die harte Arbeit an Bord gibt es erst ab einem Jahr – so freimütig erzählten es die Manager eines Fangschiffs den von Nestlé geschickten Kontrolleuren. Die Arbeiter des Boots setzten noch einen drauf: Früher dürfe ohnehin niemand das Boot verlassen. Denn das Management behalte einfach die wichtigen Ausweispapiere. Die Arbeiter sind meist aus dem Ausland und darauf angewiesen.
(…) Die Arbeit auf den Kuttern ist hart – und gefährlich. Auch im Golf von Thailand kann die See meterhohe Wellen schlagen. Die Männer rutschen oft Barfuß über Deck, das übersäht ist zermatschten Fischen und Innereien. Die Schiffe haben oft nur eine niedrige Rehling. Und dabei müssen die Männer oft auch in der Nacht auf den Schiffen hantieren.
In dem von der Organisation Verite verfassten Report heißt es, es gebe „Hinweise auf Zwangsarbeit, Menschenhandel und Kinderarbeit unter der Belegschaft auf See und an Land.“ Die Ergebnisse, die frühere Berichte der NGO über die Branche bestätigen, seien eine „dringende Herausforderung an jedes Unternehmen, das Fisch bezieht.“
(…) Ebenfalls in den USA laufen mehrere Klagen gegen Konzerne, unter andere Nestlé. Ihnen wird vorgeworfen, aus Sklavenarbeit stammenden Fisch verkauft zu haben.
(…) Neben dem Bericht hat Nestlé auch einen eigenen Aktionsplan vorgelegt, der solchen Missbrauch in der Lieferkette beseitigen soll. So sollen Arbeiter die Möglichkeit bekommen, auf Missstände aufmerksam zu machen. Schiffskapitäne und Eigner sollen fortgebildet werden. Zudem will der Schweizer Konzern verbesserte Methoden einführen, um Rohstoffe zurückzuverfolgen und Arbeitsbedingungen zu überprüfen.
(…) „Nestlé verpflichtet sich dazu, Zwangsarbeit in unserer Fisch-Lieferkette in Thailand zu eliminieren und mit anderen Akteuren dieses ernste und komplexe Thema anzugehen“, sagt Magdi Batato, Generaldirektor mit Verantwortung für Operations bei dem Konzern. „Das wird weder ein leichtes noch ein einfaches Unterfangen, aber wir rechnen damit, in den kommenden Monaten deutliche Fortschritte zu machen.“
Der Konzern setzt dabei auf eine Strategie, die schon im Schokoladengeschäft nach ähnlichen Vorwürfen zum Einsatz kam. 2001 einigten sich Nestlé und andere Schokoladenhersteller auf einen Plan gegen Kinderarbeit auf westafrikanischen Farmen, nachdem US-Politiker auf das Problem aufmerksam gemacht hatten. Nestlé erklärte sich 2012 bereit, sich durch die US-NGO Fair Labor Association überwachen zu lassen. Inspektoren der Organisation machen seitdem unangekündigte Besuche bei Farmen, die Nestlé mit Kakao beliefern. (…)“.
ARD MarkenCheck, 28.09.2015 (Öffnet in einem neuen Tab) (Zugriff: 29.09.2015)
Nestlé erhält im zweiten Teil des ARD MarkenCheck zum Thema Fairness die Bewertung „unzureichend“. Im Einzelnen heißt es:
„Check: Fairness
Eine weitere große Einnahmequelle von Nestlé ist Milchpulver als Muttermilchersatz. In den 1970er Jahren gab es hierzu einen Skandal. Nestlé vermarktete damals sein Milchpulver mit massiven Werbekampagnen in Afrika und Asien. Viele Frauen glaubten dadurch, dass nicht Stillen, sondern nur modernes Milchpulver ihre Babys groß und stark werden ließe.
Doch es gab ein Problem: Eine hygienische Zubereitung war in diesen Ländern oft unmöglich. Es gab kaum sauberes Wasser. Nach Schätzungen starben in dieser Zeit jedes Jahr mehr als eine Million Babys an Infektionen und Durchfall – Experten gaben der Ernährung mit Flaschenmilch die Schuld. Die Weltgesundheitsorganisation WHO formulierte daraufhin in einem "Milch-Kodex" strikte Regeln:
Keine Werbung für Milchpulver für Neugeborene
Keine kostenlosen Proben an Mütter verteilen
Keine Firmengeschenke an Gesundheitspersonal
Laut eigenen Angaben hält sich Nestlé daran. Wir wollen wissen: Wie seriös sind Nestlés Geschäfte mit Milchersatzpulver in Entwicklungsländern?
Für unsere letzte Check-Aufgabe zum Thema Fairness fahren wir auf die Philippinen. Hier sehen wir viel Armut, schlechte hygienische Bedingungen – und viel Nestlé. Besonders ins Auge springt uns die Werbung der Nestlé-Tochter Wyeth für Milchpulver für ältere Kinder. Die Milch mache die Kinder intelligenter und erfolgreicher, so die Werbebotschaft.
Wir treffen auch viele Frauen, die ihren Babys Flaschenmilch von Nestlé geben. Die Verbreitung von Milchersatz nimmt immer weiter zu, sagt man uns. Doch Nestlé glaubt nicht, dass das etwas mit seiner Werbung zu tun hat. Zumal man auf den Philippinnen nicht für Säuglingsmilch werbe.
Eigentlich gibt es auf den Philippinen sogar strenge Gesetze zur Vermarktung von Babymilchersatz. Aber in Gesundheitszentren erzählen uns Krankenschwestern, dass Nestlé-Vertreter regelmäßig mit diesen Zentren in Verbindung stünden, dort Produkte verschenken und Werbegeschenke verteilen würden. Nestlé bestreitet diese Vorwürfe, gibt an, seine Vertreter verhielten sich korrekt und behauptet, man unterstütze auf den Philippinen die Bemühungen, das Stillen zu fördern.
Ein hochrangiger Mitarbeiter des Gesundheitsministeriums der Philippinen sagt uns hingegen, Firmen wie Nestlé gehe es vor allem darum, ihre Produkte unters Volk zu bringen. Er sei der Meinung, dass die Milchindustrie zur hohen Kindersterblichkeit unter fünf Jahren beigetragen habe und berichtet, Nestlé habe versucht, ihn zu kaufen. Nestlé bestreitet auch das. Wie auch immer: Wenn man wirklich das Stillen fördern möchte – dann bleibt jede Menge Luft nach oben.
Heißt für uns: Nestlé hat zum Thema Fairness eine weitere Check-Aufgabe nicht bestanden.
Unser Checkurteil: Die Fairness ist unzureichend“.
ARD MarkenCheck, 21.09.2015 (Öffnet in einem neuen Tab) (Zugriff: 23.09.2015)
Nestlé hat im ARD MarkenCheck den Checkbereich zum Thema Fairness nicht bestanden. Dieses Fazit zieht die Sendung aus ihrer Prüfung. Im Einzelnen heißt es:
„Check: Fairness
Nestlés Tochterfirma Purina fertigt Tierfutter. Auf der Zutatenliste eines Hundefutters der Marke Beneful ist ausgewiesen: Propylenglykol. (…) Doch nüchtern betrachtet ist Propylenglykol als Konservierungsstoff erlaubt. Dann aber erfahren wir von mehreren traurigen Fällen in den USA. Das Futter Beneful von Purina soll dort bei Hunden zu Leber- und Nierenversagen führen und den Hunden einen qualvollen Tod bescheren – das jedenfalls befürchten zahlreiche Hundebesitzer.
In einer Sammelklage gehen sie gegen Purina von Nestlé vor, unter anderem hat der Anwalt der Kläger das Futter testen lassen. Demnach habe man Propylenglykol in Industriequalität im Futter gefunden – das sei günstiger als die für Tierfutter vorgesehene Qualität und mehr Verunreinigungen seien möglich. Zudem wurden laut Anwalt Arsen, Blei und Schimmelpilzgifte gefunden.
Doch Nestlé erklärt, dass Beneful kein Glykol in Industriequalität enthalte und auch keine schädlichen Mengen von Schimmelpilzgiften, Blei und Arsen. Als wir nach den Zulieferern für das Hundefutter fragen, will Nestlé die aber nicht nennen – und versichert nur, "... dass all unsere Lieferanten sich zur Einhaltung der strikten Standards der Zutatenspezifikationen, der Produktsicherheit, der Hygiene und der Herstellungspraktiken verpflichten müssen."
Klingt ziemlich pauschal und ist für uns keine überzeugende Argumentation, um diesen schwerwiegenden Verdacht aus dem Weg zu räumen. Daher bleiben uns Zweifel, ob Nestlé so verantwortungsvoll handelt, wie behauptet.
Unser Fazit: Das Verhalten von Nestlé bei der Hundefutter-Produktion für die USA und der anschließende Umgang mit den Vorwürfen sind: fragwürdig!
Wasser als lukratives Geschäft
Um Fairness geht es auch bei unserem letzten Check-Teil: Wasser ist für Nestlé ein ausgesprochen lukratives Geschäft. Seit Jahren kauft der Konzern weltweit Wasserrechte auf – auch in Dürregebieten wie Kalifornien, Pakistan oder Südafrika. Viele kritisieren: Nestlé mache eine knappe Ressource zu Geld, indem es Wasser in Flaschen abfülle und teuer verkaufe.
Nestlé sagt, man decke nur den Bedarf der Kunden und schaffe zudem Arbeitsplätze und Werte für die Gesellschaft. Dazu präsentiert Nestlé beispielsweise in einem Werbevideo ein Dorf in Mexiko, in dessen Umfeld der Konzern zwar Wasser abpumpe, dafür aber auch der Region eine bessere Infrastruktur biete und die Menschen mit Lebensmitteln und Decken versorge.
Wir wollen wissen, was dran ist, reisen in die Region nahe von Mexiko-City. Dort sprechen wir mit vielen Bauern, Bewohnern und Politikern der Region und bekommen ein anderes Bild. Demnach diene die verbesserte Infrastruktur etwa vor allem Nestlé selbst und individuelle Hilfe haben anscheinend die allermeisten auch nicht bekommen. Der Präsident der Region Tlahuapan, Joel Diaz Ramirez, drückt das so aus: "An dem Tag, an dem Tlahuapan nicht mehr dieses Wasservorkommen hat, werden sie bei Nestlé sagen: ‚Man sieht sich, wir suchen uns einen anderen Ort.‘ Und unsere Region bleibt auf ihren Problemen sitzen."
Unser Fazit: Nestlé hat diesen Check-Teil zum Thema Fairness: nicht bestanden!“.
handelszeitung.ch, 4.9.2014 (Öffnet in einem neuen Tab) (Zugriff: 12.09.2014)
„Nespresso hat Zugeständisse gemacht und verpflichtet sich zu drei Massnahmen, um Konkurrenz bei Kaffeekapseln zu erleichtern. Dafür lässt die französische Wettbewerbsbehörde ihr Verfahren fallen. (…)
Die Massnahmen sollen der Behörde zufolge «die Bedingungen für einen fairen Wettbewerb auf dem Kapselmarkt wieder herstellen».
Nespresso zeigte sich in einer Medienmitteilung vom Donnerstag erfreut über die Einigung. Das Unternehmen betonte, dass die Ansichten der Wettbewerbsbehörde keine Feststellung von Fehlverhalten beinhalteten.
Die drei Massnahmen, zu denen sich Nespresso verpflichtet hat, sollen es anderen Kapselherstellern ermöglichen, effektiver zu konkurrieren. So muss Nespresso gemäss eigenen Angaben überarbeiten, in welcher Weise das Unternehmen und seine Mitarbeiter über Kapseln kommunizieren, «die Kompatibilität mit Nespresso Maschinen vorgeben».
Zudem muss das Unternehmen andere Kapselhersteller über jegliche technische Änderungen an den Nespresso-Maschinen informieren, bevor diese auf den Markt kommen. Die Konkurrenten sollen ausserdem an Prototypen neuer Nespresso-Maschinen ihre Kapseln testen können.
Drittens verpflichtet sich Nespresso dazu, seine Mitarbeiter zu schulen sowie das Bewusstsein und die Einhaltung der wettbewerbsrechtlichen Gesetze sicherzustellen. (…)“.
Frankfurter Rundschau, 1.6.2013 + 31.5.2013 (Öffnet in einem neuen Tab) (Zugriff: 01.06.2013)
"Nestlé baut in Schwerin ein großes Kaffeekapsel-Werk. (...) Bundeskanzlerin Angela Merkel ließ es sich nicht nehmen, vier Monate vor der Bundestagswahl an der symbolischen Grundsteinlegung für die größte Kaffeekapsel-Fabrik des Nahrungsmittelkonzerns in Europa teilzunehmen. Im Mai 2014 soll die Produktion am Stadtrand von Mecklenburg-Vorpommerns Hauptstadt Schwerin starten – jährliche Kapazität bis zu zwei Milliarden Kapseln der Marke Dolce Gusto. 220 Millionen Euro investiert Nestlé, letztlich finden im neuen Werk 450 Menschen Arbeit.
(...)
Immerhin gibt es 22,5 Millionen Euro öffentliche Fördermittel. (...)" (FR, 1.6.2013)
"Schwerin wird neben den schon produzierenden Werken in Tutbury (Großbritannien) und Girona (Spanien) dritter und größter Produktionsstandort Nestlés für die Dolce-Gusto-Kapseln.
Die Kaffeezubereitung mit Hilfe von Kapseln ist wegen des wachsenden Verpackungsmülls umstritten. Bei jeder Tasse fällt eine Plastik- oder Aluminiumhülle als Abfall an" (FR 31.5.2013).
Nestlé machte in 2011 einen Gewinn (!) von 9,804 Mrd. Schweizer Franken.
taz, 20.01.2013 (Öffnet in einem neuen Tab) (Zugriff: 25.03.2013)
„Ein Schweizer Zivilgericht verurteilt Nestlé, weil Globalisierungskritiker ausspioniert wurden. Der Konzern bedauert das Urteil, nicht das Vorgehen. Die Richter sahen es als erwiesen an, dass die Aktivistinnen, die damals ein kritisches Buch über den weltgrößten Nahrungsmittelkonzern planten, mit illegalen Methoden infiltriert und ausgekundschaftet worden waren.
Die beiden Frauen hatten 2008, nachdem die Bespitzelung in einer Sendung des Westschweizer Fernsehens publik gemacht worden war, sowohl Straf-als auch Zivilklage gegen Nestlé und Securitas eingereicht. Die Securitas hatte 2003 und 2005 zwei Mitarbeiterinnen in die Attac-Gruppe eingeschleust, eine firmierte unter dem falschen Namen „Sara Meylan“. Die beiden nahmen regelmäßig an den Arbeitstreffen der Gruppe teil, verschafften sich Zugang zu vertraulichen Informationen – auch über Dritte – sowie zu den E-Mails der Attac-Mitglieder. Und sie lieferten detaillierte Berichte an Nestlé. (…)
„Das Ziel des Untersuchungsrichters war es, die Straffreiheit von Nestlé* und Securitas zu garantieren“, warf Attac-Anwalt Jean-Michel Dolivo Antenen vor. Der Richter habe nicht geklärt, ob es sich bei den Spitzelberichten wirklich nur um Gesprächsnotizen oder um die Abschrift verbotener Tonbandaufnahmen handelte. Auch habe er nicht ausreichend berücksichtigt, dass sich die Spitzel Zugang zu den E-Mails der Attac-Mitglieder verschafft und damit deren Privatsphäre verletzt hätten“.
Jetzt hat laut einer Meldung des SPIEGEL (15.3.2013, S. 68) der Nestlé-Konzern das Urteil akzeptiert. Ebenso Securitas.
*größter Steuerzahler der Schweiz
Spiegel online, 31.01.2013 (Öffnet in einem neuen Tab) (Zugriff: 31.01.2013)
Laut Spiegel online hat das Bundeskartellamt gegenüber mehreren Süßwarenherstellern, darunter auch Neslé, ein Bußgeld von insgesamt über 60 Millionen Euro wegen verschiedener Verstöße ausgesprochen.
„(…) Nestlé Deutschland ist mit der Strafe nicht einverstanden. Ein Sprecher kündigte an, das Unternehmen werde Einspruch einlegen. "Wir sind überzeugt davon, dass die Vorwürfe ungerechtfertigt sind", sagte er. (…)“.
Nestlé kritisierte weiterhin scharf die Art und Weise des Gesetzesauslegung der Behörde.
ZDF, 26.09.2012 (Öffnet in einem neuen Tab) (Zugriff: 28.12.2012)
"Nespresso Ecolaboration arbeitet mit 80.000 Bauern in Brasilien, Kolumbien, Mexico, Costa Rica, Guatemala, Nicaragua und Indien zusammen. Ziel des „AAA Sustainable Quality Program“ ist es, Premium-Kaffee nachhaltig zu produzieren.
Geachtet wird auf Standards in den Bereichen Qualität, Nachhaltigkeit sowie Produktivität. Dabei ist dem Programm vor allem die Unterstützung der Produzenten wichtig: Gemeinsam mit Rainforest Alliance schult Nespresso Kaffeebauern im schonenden Umgang mit Ressourcen und Ökosystem. Wichtig ist Nespresso außerdem eine langfristige Beziehung zu den Kaffeebauern: So werden für Spitzenkaffee und ein nachhaltiges Anbauverfahren Prämien gezahlt, die ein höheres Einkommen gewährleisten und außerdem die Umwelt schützen sollen. Gegenüber ZDFzoom teilt Nespresso auf Anfrage konkret mit: Man zahle 30 bis 40 Prozent über dem marktüblichen Preis. Weiter heißt es von Nespresso: „Auch in Anbetracht der Schwankungen des Kaffeepreises in 2011 haben wir deutlich über dem Fair Trade Mindespreis gezahlt.“
Allerdings monieren Kritiker, dass der Inhalt des AAA-Programms nicht transparent kommuniziert werde. Von Konzernseite heißt es lediglich, dass nur Produzenten in Toplagen in Frage kommen, die sich an die von Rainforest Alliance festgelegten Bedingungen halten. Zudem müssen die Familien der Kaffeebauern Zugang zu medizinischer Versorgung haben und ihre Kinder sollen die Schule besuchen. Kaffee aus dem Programm ist rückverfolgbar.
Derzeit bezieht Nespresso nach eigenen Angaben über 60 Prozent seines Kaffees von Farmen, die an dem Programm teilnehmen".
NDR / ARD, 17.12.2012 (Öffnet in einem neuen Tab) (Zugriff: 21.12.2012)
Filmdokumentation II über die verlogene Fairness- und Nachhaltigkeitsstrategie von Kakao- und Schokoladenhersteller, vor allem hier: Nestlé.
Siehe Beleg zur Doku I vom 7.11.2011
NDR / ARD, Dossier 17.12.12 (Öffnet in einem neuen Tab) (Zugriff: 21.12.2012)
"Seitdem bekannt wurde, dass Kindersklaverei zum Alltag auf den Kakaoplantagen an der Elfenbeinküste gehört, kämpfen die großen Schokoladenhersteller wie Nestle, Mars oder Cargill um das Vertrauen der Verbraucher: Sie versprechen Schulen, medizinische Versorgung, Bildungsprogramme. So soll das Leben der Kinder und der Bauern vor Ort erträglicher werden, damit wir in Deutschland Schokolade wieder ohne schlechtes Gewissen genießen können.
Der Dokumentarfilmer Miki Mistrati will all diese versprochenen Hilfsprojekte der Schokoladenindustrie an der Elfenbeinküste besuchen, sich ein eigenes Bild machen. Doch er darf nicht einreisen. Denn die Botschaft erteilt das Visum nur, wenn eine Einladung der Schokoladenindustrie vorliegt. Doch alle Schokoladenfirmen und Verbände verweigern diese Einladung.
Warum darf Miki Mistrati diese Projekte nicht besuchen? Warum nicht selber sehen, was angeblich Gutes getan wird? Es gelingt Miki Mistratis Team dennoch, an die Elfenbeinküste zu reisen. Die investigative Dokumentation "Schmutzige Schokolade II" schaut einer Branche auf die Finger, die seit Jahrzehnten weiß, dass sie ein großes Imageproblem hat.
Missbräuchliche Kinderarbeit sei unter keinen Umständen akzeptabel, so immer wieder ihr Versprechen an die Verbraucher. Die Firmen verweisen auf ihre Zusammenarbeit mit Zertifizierern wie Rainforest Alliance und UTZ, deren Gütesiegel auf den Schokoprodukten dem Verbraucher mehr Sicherheit geben soll, Produkte aus Kinderarbeit zu vermeiden. Wie es aber tatsächlich vor Ort aussieht, das zeigt Miki Mistrati in der Dokumentation "Schmutzige Schokolade II". Er konfrontiert Hersteller und Zertifizierer mit schockierenden Bildern.
"Schmutzige Schokolade II" ist eine Koproduktion des NDR mit DR (Danmarks Radio) und der Produktionsfirma "Made in Copenhagen". Es ist bereits die zweite Zusammenarbeit des NDR mit Miki Mistrati und DR. Der Film "Schmutzige Schokolade", der 2010 im Ersten gezeigt wurde, enthüllte das System der Kinderhändler auf den Kakaofarmen an der Elfenbeinküste, erregte weltweites Aufsehen und wurde in über 20 Ländern ausgestrahlt".
Siehe Beleg zur Doku I vom 7.11.2011
Aargauerzeitung, 20.03.2012 (Öffnet in einem neuen Tab) (Zugriff: 07.12.2012)
„Der Schweizer Nahrungsmittelkonzern Nestlé und zwei weitere Firmen, die Futter für Hunde und Katzen herstellen, sind in Frankreich zu Kartellbussen verurteilt worden. Die Busse beträgt 35,5 Mio. Euro, den Löwenanteil von 19 Mio. Euro (23 Mio. Fr.) muss Nestlé tragen.
Neben Nestlé mit seiner Purina-Linie müssen die beiden US-Firmen Mars (Royal Canin) und Colgate-Palmolive (Hill's Pet Nutrition) Bussen zahlen. Die Delikte gehen auf die Jahre 2004 bis 2008 zurück, teilte die französische Wettbewerbsbehörde am Dienstag mit“.
FAZ, Seite 33, 08.11.2012 (Zugriff: 09.11.2012)
"Nestlé ist eine der größten Wasserhandelsfirmen der Welt. Sie pumpt weltweit und oft für nichts Grundwasser aus der Erde und wandelt es in profitable Ware um. Doch die Menschen, die sauberes Trinkwasser dringend benötigen, können sich die Plastikflaschen nicht leisten. (…) Das Testland ist Pakistan, die Werbestrategie geschickt. Denn pakistanische Studenten finden es heute schick, mit einer „Pure Life“-Flasche gesehen zu werden. Als Nestlé seinen Vertrieb anfing, gab es im Land kaum Wasserflaschen. Ist doch alles wunderbar?
Die Autoren zeigen, was dieser Nestlé-Reichtum für die Armen des Landes bedeutet, die in den Pumpstationen arbeiten, ihre Häuser auf dem Bohrgrund stehen haben, deren Kinder jedoch das Wasser aus den Kloaken trinken müssen, weil sie sich die fünfzehn Rupien für eine Flasche nicht leisten können. Und auch die Natur bleibt nicht unberührt: Einige Pumpen um das Nestlé-Werk sind ausgetrocknet; es muss von Jahr zu Jahr immer tiefer gebohrt werden. Was geschieht, wenn Grundwasser versiegt? Zieht Nestlé dann einfach weiter? Keine Antwort.
Es konnte bislang nicht geklärt werden, wie sich „Pure Life“ auf das Grundwasser auswirkt. Es gibt nicht einmal Regeln, wem das Grundwasser überhaupt gehört. (…)
„Pure Life“ aus Pakistan aber wird mittlerweile bis nach Afghanistan exportiert".
Text aus der FAZ zum Film "Bottled Life", der am 08.11.2012 im WDR um 23.45 Uhr wiederholt wurde.
Süddeutsche Zeitung, 16.10.2012 (Öffnet in einem neuen Tab) (Zugriff: 16.10.2012)
"Nestlé kommt mit einer Verringerung des Salz- und Zuckergehalts seiner Frühstücksflocken einer möglichen Verschärfung von Lebensmittelgesetzen zuvor. Der weltgrößte Nahrungsmittelkonzern plant eine Absenkung des Zuckeranteils um rund 24 Prozent und des Salzgehalts um zwölf Prozent. Nestlé vertreibt zusammen mit seinem Partner General Mills Frühstücksflocken in über 140 Ländern. Im abgelaufenen Jahr erzielten sie mit Marken wie Cini Minis, Nesquick Knusperfrühstück und Shreddies in Märkten außerhalb der USA und Kanadas einen Umsatz von rund 1,9 Milliarden Franken (1,57 Milliarden Euro) und lagen damit nach dem US-Konkurrenten Kellogg auf dem zweiten Verkaufsrang. Ärzte und Verbrauchergruppen fordern seit Jahren eine deutliche Verschärfung der Bestimmungen für Zucker und Salz in Lebensmitteln. Laut einer Studie der Weltgesundheitsorganisation WHO waren 2010 weltweit rund 42 Millionen Kinder im Alter von unter fünf Jahren übergewichtig. Rund acht Prozent aller Gesundheitskosten in Europa und rund 13 Prozent aller Todesfälle sind laut WHO auf Übergewicht zurückzuführen". Das meldet die Süddeutsche Zeitung gestützt auf eine Meldung der Nachrichtenagentur Reuters.
Frankfurter Rundschau, 11.10.2012 (Öffnet in einem neuen Tab) (Zugriff: 11.10.2012)
"Mit nährstoffangereicherten Produkten für Entwicklungsländer werden westliche Konzerne wie Nestlé vielerorts als Hoffnungsträger für die Hungerbekämpfung gefeiert - zu unrecht. Lebensmittelkonzerne werden so zu Mitverursachern des Hungers.
(...)
Besonders auffällig sei das bei der Ernährung von Müttern und Kindern. Statt auf lokal verfügbare Lebensmittel setze die Industrie auf angereicherte Fertigprodukte und Getränke. Die Lebensumstände, die sozialen Ursachen von Hunger und die tatsächlichen Bedürfnisse der Menschen würden dabei meist außer Acht gelassen, so Brot für die Welt und Fian.
(...)
Im Jahrbuch führen die Autoren beispielhaft die privatwirtschaftliche Initiative GAIN (Global Alliance for Improved Nutrition) und das UN-Programm SUN (Scaling up Nutrition) an – beide dienten vor allem dazu, der Ernährungsindustrie den Zugang zu neuen Märkten und Geschäftsfeldern im Süden zu erschließen. Für Roman Herre, Agrarexperte von Fian, ist auch die im Mai ins Leben gerufene G8-Initiative zur Ernährungssicherung in Afrika ein Beispiel dafür, wie die Hungerbekämpfung von Interessen der Privatwirtschaft dominiert wird. Ziel der Allianz ist es, in Afrika 50 Millionen Menschen aus der Armut zu helfen. „Hierfür haben die reichsten Staaten zusammen mit internationalen Konzernen wie Cargill, Syngenta, Monsanto, Nestle, oder Kraft Foods Strategien erarbeitet, die einzig den Unternehmen dienen“, sagte Herre".
FAS, 30.09.2012 (Öffnet in einem neuen Tab) (Zugriff: 01.10.2012)
"... 330.000 Beschäftigte, Produktionsstätten in 83 Ländern, ein Jahresumsatz von umgerechnet mehr als 68 Milliarden Euro - Nestlé ist ein Gigant, der weltgrößte Nahrungsmittelkonzern. Marken wie der Instantkaffee Nescafé, das Kaffeekapselsystem Nespresso oder die Gewürze von Maggi sind in der ganzen Welt ein Begriff...
(...)
PPP - „Popularly Positioned Products“. Damit ist gemeint: Nestlé versucht stets, seine Produkte genau an den Bedarf in einzelnen Ländern anzupassen. Den Amerikanern also bietet man XXL-Verpackungen an, in Afrika dagegen kommen Maggi-Würfel sogar einzeln in den Verkauf.
Unverwundbar allerdings ist Nestlé nicht: Steigen die Rohstoffpreise für Kaffee- und Kakaobohnen dramatisch an, würde dies auch die Schweizer stark treffen. Zurzeit ist dies aber nicht zu erwarten. Die empfindlichste Stelle des Unternehmens ist eine andere: Käme es zu einem schweren Nahrungsmittelskandal, könnte dies selbst Nestlé ins Wanken bringen. Kritik an der Preispolitik der Firma in manchen Entwicklungsländern ist hingegen weniger gefährlich - für den Aktienkurs hatte der Protest bisher keine Folgen".
Ökotest, 18.04.2008 (Öffnet in einem neuen Tab) (Zugriff: 22.09.2012)
"Für Eltern praktisch - für Babys gefährlich. Das Verbrauchermagazin "Öko-Test" hat Trinkmahlzeiten und Babybreie getestet. Die Fertigmahlzeiten sind im Nu zubereitet, müssen nicht einmal erwärmt werden. Doch von 16 Produkten fallen elf im Test durch. Grund: Die Babynahrung enthält gefährliche Fettsäuren und ist viel zu energiereich für die Kinder. Der Hersteller Hipp hat sogar schon die Produktion einiger Trinkmahlzeiten gestoppt.
Die getesteten Produkte enthalten Pflanzenöle, die raffiniert werden. Dabei bilden sich 3-MPCD-Fettsäureester. Diese Säuren schädigten im Tierversuch die Nieren und ließen gutartigen Tumore wachsen. In elf der getesteten Babymahlzeiten fanden die Tester den Stoff. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hält die Fettsäuren ebenfalls für gefährlich und empfiehlt, so wenig wie möglich davon in Babynahrung zu verarbeiten. Bei vier Produkten überschritt der Anteil der gefährlichen Fettsäuren sogar die täglich tolerierbare Aufnahmemenge, die von den Chemikern des BfR vorgeschlagen wird. Das waren die Trinkmahlzeiten von "Alete" (Nestlé) in den Geschmacksrichtungen Erdbeer-Vanille, Karotte mit Apfel und Schokolade".
Doku: "Bottled Life", 25.02.2012 (Öffnet in einem neuen Tab) (Zugriff: 20.09.2012)
"Die grossen Probleme schafft das Wassergeschäft doch nicht in wohlhabenden, demokratischen Gemeinwesen, sondern in der Dritten Welt.
Womit ist zu rechtfertigen, dass Einwohner der britischen Hauptstadt London in Flaschen abgefülltes Trinkwasser von den Fidschi-Inseln trinken, wenn gleichzeitig 35 Prozent der Fidschi-Insulaner keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben? Korrupte Regierungen und profitgierige Unternehmen seien in der Wasserwirtschaft die schlimmste Kombination, sagt Maude Barlow, ehemalige UNO-Chefberaterin für Wasserfragen.
Sie bezeichnet Nestlé als «Raubtier auf der Suche nach dem letzten sauberen Wasser dieser Erde.» Schnell und Gehriger schildern die Auswirkungen von Nestlés Wassergier in Pakistan und Nigeria. Hier macht der Konzern mit der Marke «Nestlé Pure Life» seit einigen Jahren ein Riesengeschäft. Der Umsatz mit dem Mineralwasser beträgt 9 Milliarden Franken.
In der Ortschaft Bhati Dilwan bedeutet dies, dass Nestlé Grundwasser absaugt und dieses für teures Geld der pakistanischen Oberschicht verkauft. Für die lokale Bevölkerung werde noch nicht mal ein Zapfhahn am Rande der Fabrik eingerichtet, klagen Anwohner".
Phönix-Dokumentation von Niki Mistrati, 7.11.2011 (Öffnet in einem neuen Tab) (Zugriff: 20.09.2012)
"Kindersklaven schuften für Nestle & CO.
Diese Dokumentation zeigt, dass die Schokoladen-Industrie Kinderhandel und Kinderarbeit zumindest duldet. Denn sonst müssten die Hersteller mehr unternehmen, und wirklich nur von Herstellern kaufen, bei denen garantiert keine Kinder arbeiten.
Ferrero, Guylian, Hofbauer, Lindt, Mars, Milka, Nestlé, Storck oder Suchard schneiden weiterhin bei Ökologie, Soziales und Tierschutz nur mit „Kritisch" oder „Ungenügend" ab."
Tagesanzeiger, 07.01.2012 (Öffnet in einem neuen Tab) (Zugriff: 20.09.2012)
"Angesichts der Tatsache, dass jeden Tag mehr Kinder an verschmutztem
Wasser sterben als an Aids, Krieg, Verkehrsunfällen und Malaria zusammen,
ist für Maude Barlow, eine frühere Chefberaterin für Wasserfragen der UNO, die Sache klar: 'Wenn ein Unternehmen wie Nestlé kommt und sagt, Pure Life ist die Antwort, wir verkaufen euch Wasser, das wir aus euren eigenen Grundwasservorkommen nehmen, während aus den Leitungen nichts rauskommt oder nur eine ungeniessbare Brühe, dann ist das mehr als unverantwortlich, das ist fast schon ein krimineller Akt'".
Spiegel Online, 03.01.2012 (Öffnet in einem neuen Tab) (Zugriff: 20.09.2012)
"Um das Siegel der "Fairtrade Labelling Organization" (FLO) zu bekommen, garantiert Nestlé seinen Lieferanten einen Mindestpreis. Die 600 Bauern, die die Bohnen für den neuen "Kit Kat"-Riegel produzieren, verpflichten sich im Gegenzug dazu, ökologische und soziale Standards einzuhalten. Unter anderem ist der Einsatz von Kinderarbeit verboten.
Doch hinter der Fair-Trade-Offensive der Großkonzerne steckt nicht nur Umweltbewusstsein und Nächstenliebe. Denn während sich der Schokoladenkonsum in den letzten 20 Jahren verdoppelt hat, kämpfen die Hersteller mit Ernterückgängen und Qualitätsproblemen. Die Konzerne tragen selbst eine Mitschuld an der Misere. Fünf Unternehmen kontrollieren rund 80 Prozent des Kakaohandels. Vor allem in den neunziger Jahren drückten sie die Preise derart, dass es für den Bauern nicht möglich war, in bessere Pflanzen, Pflanzenschutz und neue Geräte zu investieren. In den vergangenen zwölf Monaten führten schwere Regenfälle, Schädlinge und Pilzkrankheiten zur schwächsten Ernte seit 14 Jahren.
(...)
Wenn Nestlé nun plant, über die nächsten zehn Jahre 70 Millionen Euro in nachhaltigen Anbau, robustere Pflanzen und die Schulung der Bauern zu investieren, steckt hinter der Selbstverpflichtung daher auch Selbstzweck: Erst fünf Jahre nachdem der Kakaobaum gepflanzt wurde, kann die erste Bohne geerntet werden. Die Schokoladenkonzerne müssen also anfangen, langfristig zu denken, wenn sie ihren eigenen Bedarf retten wollen.
(...)
Tatsächlich steht Rainforest Alliance immer wieder als "Fair Trade light" in der Kritik. Die Organisation garantiert seinen Bauern weder Mindestabnahmepreise noch Mindestlöhne. Zudem gibt es das Rainforest-Siegel schon für Produkte, wenn 30 Prozent der Inhaltsstoffe von zertifizierten Betrieben stammen. Transfair fordert dagegen 100 Prozent".
Business Wissen, 15.03.2012 (Öffnet in einem neuen Tab) (Zugriff: 20.09.2012)
"Der Lebensmittelkonzern Nestlé wurde von der Umweltorganisation Greenpeace mit dem Vorwurf der Regenwaldabholzung und der damit verbundenen Kultivierung von Palmöl konfrontiert. Laut Greenpeace werde so das Aussterben von Orang-Utans beschleunigt. Im Fokus stand ein indonesischer Hersteller, der als Lieferant auch internationale Standards verletzt sowie wertvolle Regenwälder in Orang-Utan- Gebieten gerodet haben soll. Greenpeace hatte Nestlé zuvor mehrfach aufgefordert, seine Verträge mit diesem Lieferanten zu kündigen und legte sogar mehrfach Beweise für dieses Fehlverhalten vor. Nestlé ignorierte diese Forderungen.
Bis zu diesem Zeitpunkt bestand überhaupt noch keine bedrohliche Situation für den Konzern. Eine Organisation wies lediglich auf klar definierte und gut recherchierte Missstände hin. Somit startete Greenpeace eine weitreichende Kampagne mit dem Austeilen von Flugblättern vor der deutschen Nestlé-Zentrale und an weiteren Konzern-Standorten bundesweit an die Mitarbeiter. Zeitgleich kursierte ein sehr eindrucksvolles und emotional produziertes Protest-Video auf Youtube.
Nestlé reagiert prompt: der Konzern lässt panisch das Video sperren und begeht den nächsten gravierenden Fehler, als es die „KitKat“-Fanseite auf Facebook entfernt, wo über 700.000 Fans registriert sind. Mittlerweile wird auch auf Facebook sehr kontrovers über diese Praktiken diskutiert. Nestlé reagiert schließlich und kündigt die laufenden Verträge mit dem indonesischen Hersteller. Der letzte große Fehler: Nestlé verweist darauf, sich künftig einer Zertifizierungsorganisation anzuschließen und ab 2015 nur noch zertifiziertes und nachhaltig gewonnenes Palmöl zu verwenden. Die Kampagne hat mittlerweile das Internet verlassen und betritt die Bühne der klassischen Medien. Printmedien, Rundfunk und TV berichten ausgiebig über das Engagement von Nestlé bezüglich Palmöl und auch über dessen unglückliche Krisenkommunikation.
Dieses Beispiel wird mittlerweile in nahezu jedem Vortrag oder Seminar über Social Media Marketing als negative Fallstudie verwendet und gelangte so zu zweifelhafter Berühmtheit. Die verantwortlichen Mitarbeiter der Unternehmenskommunikation von Nestlé haben so ziemlich alles falsch gemacht, was sie nur falsch machen können. Zunächst reagierten sie auf die Hinweise von Greenpeace überhaupt nicht. Vorwürfe wurden schlichtweg ignoriert und es lässt sich nur schwer abschätzen, ob dies aus Arroganz oder Ignoranz geschah.
(...)
Unternehmen müssen sich der Öffentlichkeit stellen, gerade auf fundierte Kritik oder Nachfragen müssen sie ehrlich und plausibel reagieren. Jedes Unternehmen muss bereit sein, sich an öffentlichen Diskussionen über sich zu beteiligen. So liegt es in der Verantwortung der Unternehmen selbst, wie sie von Kunden und der Öffentlichkeit wahrgenommen werden".
Die Zeit, 07.03.2012 (Öffnet in einem neuen Tab) (Zugriff: 20.09.2012)
"Muss Nestlé für einen Mord haften, der im Umfeld eines Tochterunternehmens passiert ist? Menschenrechtler wollen einen Musterprozess gegen den Multi führen.
Es ist der 11. September 2005, ein Sonntag, als der Gewerkschafter Luciano Enrique Romero Molina am Rande der kolumbianischen Stadt Valledupar sein Leben lassen muss. Paramilitärs hatten ihn entführt, verhört, gefoltert und schließlich mit 50 Messerstichen getötet.
Nun, mehr als sechs Jahre später, sollen Nestlé und fünf hohe Funktionäre des Konzerns für das Verbrechen zur Rechenschaft gezogen werden. Das Berliner European Center for Constitutional and Human Rights (ECCHR), das sich für die weltweite Einhaltung der Menschenrechte einsetzt, hat Strafanzeige bei der Staatsanwalt im Kanton Zug eingereicht".
Sahel Zarinfard von paroli in Zeitjung, 14.09.2012 (Öffnet in einem neuen Tab) (Zugriff: 20.09.2012)
"Der größte Lebensmittelkonzern der Welt heißt Nestlé und beherbergt rund 170 Marken. Zählt man die einzelnen Produkte jeder Marke, kommt man auf ca. 1500 Artikel, die Nestlé weltweit vertreibt. Trotz vieler Bemühungen, das Unternehmen in einem guten Licht darzustellen, werden die kritischen Stimmen immer lauter: Privatisierung des Trinkwassers, das Missachten der internationalen Kodices und breite Menschenrechtsverletzungen, sind nur einige der Vorwürfe gegen den Lebensmittel-Riesen.
Durch die Mitgliedschaft bei der Umweltschutzorganisation „Rainforest Alliance“, sieht sich Nestlé als ein umweltfreundliches Unternehmen an. Die „Rainforest Alliance“ soll fairen Handel garantieren und in zusammen mit den Bauern Motivationsarbeit leisten, so dass mehr Konzerne fairen Handel betreiben. Tatsächlich ist das Regelwerk der „Rainforest Alliance“ deutlich nachsichtiger als die Auflagen des „Fairtrade“ Gütesigels. So bekommen die Bauern rund 20 Prozent weniger für den Kaffee als beispielsweise bei Fairtrade. Zudem zählt die „Rainforest Alliance“ zu den eher wirtschaftsnahen Umweltschutzorganisationen. Alles nur Augenauswischerei oder ein ernst gemeinter Beitrag der Umwelt zu Liebe?
Gerade das Engagement des Nestlé Konzerns im Segment der Babynahrung wird von vielen Menschenrechtsorganisationen in die Mangel genommen. Sie werfen Nestlé vor, durch Werbung und Abgabe von Gratisproben, Mütter vom Stillen abzubringen, zumal die Verwendung von Milchpulver in vielen Regionen der Welt gefährlich ist, weil zur Milchaufbereitung verschmutztes und infiziertes Wasser verwendet wird."
ARD 20.09.2012 (Öffnet in einem neuen Tab) (Zugriff: 20.09.2012)
"Wie verwandelt man Wasser in Geld? Es gibt eine Firma, die das Rezept genau kennt: Nestlé. Dieser Konzern dominiert den globalen Handel mit abgepacktem Trinkwasser. Der Journalist Res Gehriger macht sich auf, einen Blick hinter die Kulissen des Milliardengeschäfts zu werfen. Nestlé blockt ab. Doch der Journalist lässt sich nicht abwimmeln. Er bricht auf zu einer Entdeckungsreise, recherchiert in den USA, in Nigeria und in Pakistan. Die Expedition in die Welt des Flaschenwassers verdichtet sich zu einem Bild über die Denkweisen und Strategien des mächtigsten Lebensmittelkonzerns der Welt.
Während die Weltbevölkerung rasant wächst, wird sauberes Wasser immer mehr zur Mangelware. "Bottled Life" dokumentiert das boomende Geschäft mit dem Trinkwasser in der Flasche und fokussiert dabei ganz auf den Leader der Branche: auf den Schweizer Nestlé-Konzern.
Nestlé besitzt weltweit über 70 verschiedene Wassermarken. Trotzdem ist Wasser eine Sparte, über die man bei Nestlé nicht gerne spricht. Das muss der Schweizer Journalist Res Gehriger erfahren. Die Nestlé-Manager verweigern Interviews. Aber Gehriger lässt nicht locker. Auf einer Recherche-Reise erfährt er, wie konfliktgeladen das Geschäft mit dem Trinkwasser ist.
"Bottled Life" wirft ein Schlaglicht auf Nestlés Expansionsstrategie im globalen Wassermarkt. Während der Konzern in den USA und in Europa vor allem Quellwasser mit Herkunftsbezeichnung verkauft, hat er für die Schwellen- und Entwicklungsländer ein anderes Konzept: Dort gibt es "Nestlé Pure Life", gereinigtes Grundwasser, angereichert mit einem Mineralienmix nach Nestlé-Rezept. Heute ist Pure Life das meistverkaufte Flaschenwasser der Welt. Res Gehringer reist nach Pakistan, das Nestlé als Testmarkt diente. Während Nestlé ihm den Zutritt zur Pure-Life-Produktion verweigert, lehrt er die Situation der Menschen kennen, die im Dorf außerhalb des Fabrikzauns leben. Hier ist der Grundwasserspiegel rapid gefallen und das Wasser aus den Brunnen der Einheimischen zur übelriechenden Brühe verkommen.
(...)
Nestlé legt großen Wert auf Imagepflege. Wenn es um Wasser geht, prägt vor allem Peter Brabeck das Bild des Konzerns. Er entwickelte eine Kommunikationsstrategie, die mit Begriffen wie "Corporate Social Responsibility" (unternehmerische Sozialverantwortung) oder "Creating Shared Value" (gemeinsame Werte schaffen) operiert. Ist das gelebte Firmenphilosophie? Beim Überprüfen dieser Frage kommt Journalist Gehriger zu ernüchternden Einsichten. Am Schluss bleibt ihm das Bild eines Konzerns, der sich weltweit Rechte an Wasserquellen sichert, um den Wassermarkt der Zukunft zu dominieren.
(...)
Doch so transparent das Handelsgut, so undurchsichtig scheint das Geschäftsgebaren. (...) Je schlechter der Zustand der kommunalen Trinkwasserversorgung, je verschmutzter das Wasser, desto höher der Umsatz".
Swissinfo.ch, 27.01.2012 (Öffnet in einem neuen Tab) (Zugriff: 20.09.2012)
""Bottled Life" untersucht die Situation in den USA, genauer im Bundesstaat Maine, Pakistan und Nigeria. Dort macht das Schweizer Unternehmen Geschäfte mit günstigem Wasser, das privatisiert, in Flaschen abgefüllt und in Ladenregalen verkauft wird. In Entwicklungsländern kommen die Wasserflaschen unter der Marke "Pure Life" auf den Markt. Dort haben sie sich innert zehn Jahren als Nummer 1 etabliert.
"In Europa war praktisch nie die Rede vom Widerstand in den USA gegen das Unternehmen Nestlé, auf das viele Schweizer stolz sind", sagt (der Filmemacher) Urs Schnell gegenüber swissinfo.ch.
Das Problem, wie er es im Film formuliert: Nestlé erzielt exorbitante Profite, indem es Wasser demineralisiert, mit Mineralsalzen nach eigener Rezeptur künstlich anreichert und dann in Flaschen abfüllt. In den USA haben es Bürgerbewegungen in den letzten zwei Jahren geschafft, Nestlé aus möglichen Pumpgebieten fernzuhalten".
Swissinfo.ch, 27.01.2012 (Öffnet in einem neuen Tab) (Zugriff: 20.09.2012)
"Nestlé erarbeitete auch das Konzept des "Creating Shared Value", nachdem nicht nur die Aktionäre vom erwirtschafteten Konzerngewinn profitieren sollen, sondern auch die Produzenten und Bewohner in jenen Länder, wo sie arbeiten.
Nichtregierungs-Organisationen wie die Erklärung von Bern (EvB) haben genau hingeschaut, ob lokale Bevölkerungen tatsächlich an den Profiten partizipieren könnten. Dies insbesondere in den Märkten Kakao und Kaffee.
"Die Löhne der Produzenten sind nicht gestiegen", sagt Flurina Doppler vom Fachbereich Konsum der EvB. Sie anerkennt aber, dass die Bauern eine technische Ausbildung erhielten oder neue Pflanzen, die eine bessere Ernte ermöglichten. "Die Programme von Nestlé zielen in erster Linie auf die Sicherstellung der Versorgung ab. Sie tragen aber nicht zur Stabilisierung oder Verbesserung der Einkommen der Produzenten bei", sagt Flurina Doppler".
Swissinfo.ch, 27.01.2012 (Öffnet in einem neuen Tab) (Zugriff: 20.09.2012)
"Was das Geschäft mit dem privatisierten Wasser betrifft, ärgert sich die EvB-Mitarbeiterin: "0,0009%, das ist die Zahl, die Nestlé in dieser Diskussion gerne ins Feld führt! Aber man weiss nicht, auf was sie sich bezieht. Ist es lediglich das Wasser, das in die Flaschen gefüllt wird, oder gehört dazu auch jenes, das für die Herstellung verwendet wird? Die Zahlen sind viel zu ungenau."
Michel Egger, Leiter des Westschweizer Büros von Alliance Sud, der gemeinsamen entwicklungspolitischen Lobbyorganisation der sechs grossen Schweizer Hilfswerke, gesteht dem Konzern ein Einlenken zu, zumindest teilweise: "Wir haben mit Nestlé während fünf Jahren einen Dialog über Kolumbien geführt. Zu Beginn lehnte der Konzern jegliche Kritik ab. Doch die Gespräche, die auf gegenseitigem Vertrauen aufbauten, führten zu Veränderungen. Nestlé hat bestimmte Korrekturen akzeptiert."
Bleibt anzumerken, dass Nestlé darauf verzichtet hat, Fragen der Macher von "Bottled Life" zu beantworten. "Wie man gegenwärtig auch beim Zivilprozess wegen der Infiltrierung der NGO Attac sieht, gibt es die arrogante Nestlé, die Kritik zurückweist und von oben herab auf die NGO schaut, immer noch", so Egger.
"Doch man kann die Unternehmenskultur einer solchen Mega-Gruppe nicht von einem Tag auf den anderen verändern. Nestlé muss jetzt beweisen, dass die Dynamik der Öffnung, die wir im Dialog über Kolumbien beobachtet haben, nicht nur eine Ausnahme war."
Ariane Gigon, swissinfo.ch
FAZ 17.09.2012 (Öffnet in einem neuen Tab) (Zugriff: 20.09.2012)
"Der größte Nahrungsmittelhersteller der Welt, Nestlé, will nachhaltiger werden und sich deshalb auch gegenüber Kritikern stärker öffnen. Künftig sollen Verbraucher und Nicht-Regierungsorganisationen in die Meinungsbildung des Konzerns einbezogen werden. Außerdem will Nestlé bis 2015 nur noch Kaffee, Kakao und Palmöl aus nachhaltigen Quellen beziehen. Das kündigte der Vorstandsvorsitzende von Nestlé Deutschland AG, Gerhard Berssenbrügge, zum Start der Initiative „Qualität bedeutet mehr“ gegenüber dieser Zeitung an".