FR 7.10.22 S. 12 (Zugriff: 12.10.2022)
dm mogelt mit Bewertungen - Sterne sind irreführend
Wie kommen Windeln, Cremes oder Zahnpasta an? Auch bei dm spielen Bewertungen von Kundinnen und Kunden eine wichtige Rolle. Doch ein einfacher Test zeigt: Das System der Drogeriemarktkette ist leicht zu manipulieren.
Nur ein Stern oder gleich fünf? Ein kurzer Text, ein paar Angaben zur Person, ein Klick – schon hat der Internetnutzer, nennen wir ihn Sascha, seine Produktbewertung abgeschickt. Für die Drogeriemarktkette dm sind solche Rückmeldungen offenbar ein wichtiges Instrument. Wer eine Bewertung veröffentlicht, darf bei einer folgenden Verlosung auf Einkaufsgutscheine über 100 Euro hoffen. Und auch in der App des Konzerns sind die Rezensionen von Kund:innen eingebunden: Wer damit in einer Filiale den Barcode eines Produkts scannt, sieht, wie zufrieden andere Kunden damit waren.
Doch stammen die Bewertungen überhaupt von „Kunden“ und „Kundinnen“? Schon das ist ungewiss. „Wir überprüfen nicht, ob die Bewertenden die Produkte tatsächlich gekauft und/oder genutzt haben“, schreibt dm dezent über der Gesamtbewertung eines jeden Artikels.
Drogeriemarktkette „dm“: Überprüfungen sind leicht zu umgehen
Sascha hat die Produkte, die er gerade bewertet, jedenfalls nie in den Fingern gehabt. Mit welchen Mechanismen kontrolliert dm, was echt ist und was Fake? Über die Details gibt das Unternehmen keine Auskunft. Auf Anfrage erklärt Geschäftsführer Sebastian Bayer nur: „Wir überprüfen die eingehenden Bewertungen zu Produkten auf unserer Webseite, ob diese verdächtige Merkmale enthalten. Damit diese Prüfungen nicht wissentlich umgangen werden, legen wir die Inhalte dieser Prüfungen allerdings nicht offen.“ Allzu tiefgründig können sie nicht sein – es bedarf jedenfalls keiner besonders ausgefeilten Tricks, um sie zu umgehen. Sascha gelingt es spielerisch, eine Reihe falscher Produktkritiken einzustellen.
Schickt er eine Bewertung ab, erhält er eine Nachricht an die angegebene E-Mail-Adresse. Darin fordert dm ihn auf, seine Bewertung zu „bestätigen“, in dem er auf einen Link klickt – ein gängiges Verfahren, um die E-Mail-Adresse zu validieren. Nur wer tatsächlich Zugriff auf das Postfach hat, erhält auch die Nachricht und kann seine Bewertung bestätigen.
Kundenbewertungen der Drogeriemarktkette „dm“: Technik mangelhaft
Theoretisch jedenfalls. Doch die Praxis bei dm ist eine andere. Sascha beschließt, erst einmal nicht auf die Nachricht von dm zu reagieren. Eine gute Stunde später erhält er dennoch eine weitere E-Mail, mit der ihn dm informiert, dass seine Bewertung nun veröffentlicht sei. Auch ohne Bestätigung. Die Nachrichten suggerieren damit eine Vertrauenswürdigkeit, die die Technik nicht hergibt.
Sascha schreibt eine neue Bewertung, und dieses Mal gibt er keine E-Mail-Adresse an, auf die er Zugriff hat, sondern eine Fantasieadresse mit der Endung eines verbreiteten E-Mail-Anbieters. Die Bestätigungsnachricht von dm landet also entweder im Nirwana oder bei einer fremden Person, der zufällig das ausgedachte Postfach gehört. Und nun? Rund eine halbe Stunde später ist auch diese Bewertung online.
Wie glaubwürdig die eingegebenen E-Mail-Adressen sind, prüft das System offenbar ebenfalls nicht oder nur oberflächlich. Bewertungen, die unter Angabe einer sogenannten „Wegwerf“-E-Mail-Adresse erstellt werden – eines Postfachs also, das sich nach zehn Minuten selbst zerstört –, gehen ebenfalls problemlos auf die Seite.
Irreführende Kundenbewertungen auf Internetseiten
„Besonders kritisch“ sieht sie es, wenn die Abgabe der Bewertung mit einer Gegenleistung verbunden ist. Dann entstehe zwangsläufig der psychologische Effekt „Wer mir etwas Gutes tut, dem will ich auch etwas Gutes tun“, die Bewertungen fielen also besser aus. Für Onlineshops empfiehlt Wagner zudem ein sogenanntes „geschlossenes Bewertungssystem“, in dem nur diejenigen ein Produkt bewerten können, die es zuvor auch dort gekauft haben. Das garantiere zwar keine 100-prozentige Sicherheit, sei aber zumindest „eine wirksame Maßnahme gegen Fake-Bewertungen“.
Dass solche Maßnahmen nötig sind, hängt aus Sicht von Verbraucherschützern auch mit Agenturen zusammen, die spezialisiert als Bewertungsvermittler arbeiten – mal mehr, mal weniger seri
Hessenschau HR, 11.10.2021 (Zugriff: 12.10.2021)
Design geklaut? Kasseler Modelabel beschuldigt Drogeriekette dm
Ein Rucksack des Kasseler Modelabels Melawear findet sich in verblüffender Ähnlichkeit bei der Drogeriekette dm. Zufall, behauptet dm.
>>Die Form ist gleich, die Größe auch, selbst die Schnallen und der Reißverschluss sitzen an ähnlicher Stelle: Wer nach Unterschieden zwischen den beiden Rucksäcken von Melawear und dm sucht, muss schon genau hinsehen. Vor fünf Jahren hat das Kasseler Modelabel Melawear, das sich auf Nachhaltigkeit spezialisiert hat, ihr Modell "Ansvar I" auf den Markt gebracht. "Der Rucksack ist natürlich etwas Besonderes für uns, weil es eins unserer wichtigsten Produkte ist", erklärt Gründer Henning Siedentopp. Über 30.000 Stück davon haben sie bisher verkauft. "Es ist ein Produkt, das ganz eng mit uns verwoben ist."
Umso größer war die Überraschung bei Siedentopp, als ein ganz ähnlicher Rucksack plötzlich auch in einem anderen Laden auftauchte. Per Mail machten ihn Kundinnen und Kunden darauf aufmerksam, berichtet er. Sie schickten Fotos und fragten, ob es ihren Rucksack jetzt auch bei dm gebe. Tatsächlich vertreibt der Drogerie-Riese seit einigen Wochen ein nahezu identisches Exemplar als Aktionsprodukt in seinen Filialen.
Der Unterschied liegt im Detail - und im Preis. Während das nachhaltige Modell von Melawear rund 100 Euro kostet, gibt es die dm-Variante für knappe 18 Euro. Produziert wird sie in China. Melawear dagegen legt viel Wert auf Qualität und Nachhaltigkeit, der Modellname "Ansvar" steht für "Verantwortung". Für den Rucksack werde 100 Prozent zertifizierte Biobaumwolle verwendet, auf Chemikalien, die schädlich für Mensch oder Umwelt sind, werde verzichtet. Schon im Einkauf ist ihr Rucksack laut Siedentopp teurer als das dm-Modell im Laden.
dm hat sich Muster schicken lassen: Doch der Melawear-Gründer ärgert sich nicht nur über die große Ähnlichkeit, sondern auch über das Verhalten der Drogeriekette. Denn Anfang des Jahres hatte sich das Unternehmen bei dem Kasseler Modelabel gemeldet und Interesse an ihren Produkten gezeigt. Melawear habe Muster verschickt, darunter auch den Rucksack. Der habe dm besonders gut gefallen, berichtet Siedentopp. E-Mails und Videotelefonate habe es gegeben, die erwartete Rückmeldung, ob dm die Produkte bei sich verkaufen wolle, blieb dagegen aus. "Dass dann plötzlich ein Produkt bei dm im Laden liegt, das ziemlich eins zu eins unserem ähnlich sieht, das war natürlich völlig überraschend und ein großer Schock für uns."
dm dagegen weist die Vorwürfe auf Anfrage zurück. Diese Art von "Rolltop-Rucksacken" würden sich oft ähneln. "Wir haben Mela gegenüber Bedauern zum Ausdruck gebracht, dass das Design unseres Rucksacks eine Ähnlichkeit zum Mela-Rucksack aufweist", erklärt Geschäftsführer Sebastian Bayer. Bei einer genauen Betrachtung ließen sich zahlreiche relevante Unterschiede feststellen. "Unser Anspruch ist es, dass Produkte von uns als solche gut erkannt werden können, und wir werden in Zukunft darauf noch mehr achten."
(…)
Henning Siedentopp hat aus dieser Erfahrung gelernt und will in Zukunft genauer darauf schauen, mit wem er zusammenarbeitet. "Wir waren natürlich im guten Glauben, mit dm einen potenziell nachhaltigen Partner an der Seite zu haben." Auch mit möglichen juristischen Schutzmaßnahmen will er sich intensiver beschäftigen.<<.
Einen ähnlichen Vorgang gab es im November 2014 mit den für dm von manomama hergestellten Einkaufstaschen, die plötzlich wie ein Kopie aus Indien auftauchten parallel zur dm-Ansage an die deutsche Firma, die bisherigen Lieferung deutlich zu kürzen.
Der Westen, 25.11.2016 (Zugriff: 02.12.2016)
Zur eigenen Stil von Konkurrenzkampf seitens dm schreibt der WAZ-Redakteur
Frank Meßing über einen "Konkurrenzkampf ohne Fairness":
"Seit der Schlecker-Pleite vor gut vier Jahren ist dm zur größten Drogeriemarktkette in Deutschland aufgestiegen. Das Unternehmen investiert und expandiert massiv. Doch der Konkurrenzdruck in der Branche wird immer größer: Discounter wie Aldi bauen ihr Drogerie-Sortiment aus, haben zuletzt auch den Verkaufshit Nivea ins Programm aufgenommen. Mehr als die Hälfte der Drogerieartikel werden immer noch im Lebensmittelhandel verkauft.
Für die großen Anbieter wie dm, Rossmann und Müller wird die Luft dünner. Die Margen schmelzen. Um sich zu behaupten, fährt dm jetzt die Ellbogen aus. Zuerst akzeptierten die Filialen Rabattgutscheine von Rossmann. Jetzt räumen die dm-Mitarbeiter auf Geheiß der Geschäftsleitung dem Rivalen auch noch die Regale mit den Sonderangeboten leer, die es bei dm traditionell nicht gibt.
Mit diesem Gebaren erreicht der Konkurrenzkampf ein Niveau, das an die Grenzen der Fairness stößt und am Image von dm kratzt. Unternehmensgründer Götz Werner hat die Kette nach anthroposophischen Maßstäben wie Persönlichkeitsentwicklung, Vertrauen und Kreativität ausgerichtet. Den Konkurrenten Aktionsware wegzuschnappen, passt nicht so recht in diese Philosophie"
Fcous, 25.11.2016 (Zugriff: 25.11.2016)
Seit Mitte November kaufen Mitarbeiter des Marktführers dm bei den Konkurrenten Rossmann, Müller und Co. gezielt Sonderangebote auf und stellen diese in die eigenen Regale. Das berichtet der Focus in seiner neusten Ausgabe unter Berufung auf eine interne Anweisung der dm-Zentrale in Karlsruhe an die rund 1800 Filialen in Deutschland, die Focus vorliegt.
Focus: „Konkret sollen ‚strategisch relevante Aktionsartikel bei Wettbewerbern‘ eingekauft werden. ‚Hierzu wird zentralseitig eine Liste mit relevanten Artikeln montagsmorgens bereitgestellt‘, zitiert das Nachrichtenmagazin aus der Direktive.
Das Scheiben enthält einen Link auf eine Seite im dm-Intranet, auf der die korrekte Verbuchung des „Fremdeinkaufs in den Filialbestand“ erläutert wird. Christoph Werner, Geschäftsführer „Marketing + Beschaffung“ bei dm, bestätigte gegenüber dem Focus die neue Vorgehensweise: „Wir stellen unseren Kolleginnen und Kollegen in den Märkten Informationen zur Verfügung, die es ihnen ermöglichen, die günstigste Einkaufsquelle für ihren Markt zu nutzen. Diese Quellen können auch Wettbewerber sein, wenn diese Artikel unseres Sortiments zu einem Preis anbieten, der unter unserem Einkaufspreis beim Hersteller liegt“, so der Sohn von Firmen-Gründer Götz Werner zu Focus.
wiwo.de, 16.02.2016 (Zugriff: 16.02.2016)
„[…] Die handschriftliche Mitteilung, über die das Anthroposophie-Zeitschrift „Info3“ berichtet, umfasst nur drei Sätze. Doch die stehen für eine überraschende Wendung im Konflikt zwischen Götz Werner, Gründer der Drogeriemarktkette dm und seinem langjährigen Partner Götz Rehn, Chef der Biokette Alnatura.
„Auf Initiative und Vermittlung von Sekem-Gründer Dr. Ibrahim Abouleish haben sich die Gründer von dm und Alnatura Götz Werner und Götz Rehn versöhnt. Auf dieser Grundlage werden die Anwälte beauftragt, die Auseinandersetzungen vergleichsweise beizulegen“, heißt es laut „Info3“ in dem Papier vom 15. Februar.
Die skurril anmutende Notiz ist authentisch. dm-Patron Werner ließ die Meldung gegenüber der WirtschaftsWoche bestätigen. Damit könnte ein Großkonflikt enden, der die Bio-Branche seit Monaten in Atem hält. […].
Huffingtonpost.de, 19.05.2015 (Zugriff: 22.01.2016)
„[…] Im Interview mit der Huffington Post erklärt dm-Chef Erich Harsch, was dm seiner Meinung nach anders macht als die Konkurrenz. Er erklärt zudem, warum dm Bio-Produkte von Alnatura aus dem Regal wirft und warum das Unternehmen einen Produktionsstandort für Taschen von Augsburg nach Indien verlagert hat.
Und er kontert einen Vorwurf von Rossmann-Chef Dirk Roßmann. Dieser hatte unterstellt: Wenn alle so wirtschaften wie dm, geht es dem deutschen Gemeinwesen schlechter. "Die Rechenformel von Herrn Roßmann kann ich nicht nachvollziehen", sagte der dm-Chef der HuffPost.
[…] HuffPost: Sie sind genauso wie dm-Gründer Götz Werner ein Freund der „systematischen Gewinnminimierung“. Der Rossmann-Chef findet das verwerflich. Und sagt: „Wären alle stolz darauf, dass sie wenig verdienen und wenig Steuern zahlen, wie sollte der Staat das Gemeinwesen finanzieren?“ Rossmann hätte zweieinhalbmal mehr Steuern gezahlt als dm.
Harsch: Das ist meiner Meinung nach ein unsachlicher Satz. Die Rechenformel von Herrn Roßmann kann ich nicht nachvollziehen. Schauen Sie in unsere Steuerberichte in der Konzernbilanz: Wir zahlen der Gemeinschaft sehr viele Millionen Steuergelder. Auch die Stadt Karlsruhe freut sich darüber und bemüht sich, uns am Standort zu halten.
HuffPost: Die „Krautrepoter“ haben kürzlich analysiert, dass dm mit seinen aggressiven Preisen und seinem Verhalten gegenüber Händlern quasi wie Aldi sei. Eine treffende Beobachtung?
Harsch: Wenn Begriffe gesucht werden, versucht man sich an bereits bekannten Begriffen zu orientieren. Wenn Sie dm historisch betrachten, waren wir früher viel mehr Discounter als jetzt. Wir hatten viel weniger Artikel und die Kunden waren überrascht, dass es plötzlich Haarsprays für einen erschwinglichen Preis gab. Der günstige Preis liegt also in den Geburtsgenen von dm. Wir orientieren uns nicht an Aldi. Unsere Haltung ist: Wir wollen Fachmarkt-Kompetenz mit günstigen Preisen verbinden. Es gibt kein Entweder-oder.
[…] HuffPost: Mit dem sogenannten Taschengate haben Sie bundesweit Schlagzeilen gemacht. Sie haben einen Teil der Stofftaschen-Produktion von einem Sozialunternehmen in Augsburg nach Indien verlagert. Ein schwarzer Fleck auf der weißen dm-Weste. Haben sich die Wogen mittlerweile geglättet?
Harsch: Es ging uns nie darum, den Standort in Augsburg abzulösen. Wir haben nichts anderes gemacht, als ein zweites Standbein für die großen Mengen an Taschen zu finden, die wir produzieren müssen. Wir setzen auf ein Entwicklungsland, weil wir dort bessere Verhältnisse schaffen wollen als jene, für die diese Entwicklungsländer manchmal zu Recht kritisiert werden. Die allermeisten Kunden haben das auch sehr gut verstanden.
HuffPost: Es wird also weiterhin am Standort Augsburg wie auch in Indien produziert.
Harsch: Genau.
HuffPost: Und die Firma in Indien, mit der Sie zusammenarbeiten, ist ein guter Arbeitgeber?
Harsch: Ich habe es nicht persönlich überprüft, ich hoffe es. Aber wenn ich danach gehe, was mir die Kollegen berichten, ist es eine Produktionsstätte mit sehr guten Standards. Da gibt es keine Themen wie Kinderarbeit und andere Dinge. Aber generell gilt: Es ist ganz schwierig als Unternehmen mit 13.000 Produkten bei jedem einzelnen Produkt die Lieferwege nachvollziehen zu können und zu überprüfen, ob die vertraglich vereinbarten Sozialstandards auch wirklich eingehalten werden. Ob es da im Einzelfall eine Verletzung des Standards gibt, die sich unserer Wahrnehmung entzieht, kann man nie ausschließen.
HuffPost: Ich kann bei Ihnen Duschgel der Eigenmarke Balea für 55 Cent kaufen. Wie sind solche Preise möglich?
Harsch: Ich habe in den vergangenen Jahren viele Produktionsstätten besichtigt. Es ist einfach unglaublich beeindruckend, wie der technische Fortschritt dazu geführt hat, dass so eine Effizienzsteigerung möglich ist. Das hat nichts mit unmoralischen Verhältnissen oder schlechterer Qualität zu tun. [...]"
Huffingtonpost.de, 19.05.2015 (Zugriff: 22.01.2016)
„HuffPost: Sie haben Alnatura teilweise durch eine eigene dm-Bio-Marke ersetzt. Wieso? Die Kunden hatten sich an die Produkte gewöhnt.
Harsch: Wir dürfen nicht in die Gefahr des Stillstands kommen. Stillstand ist Rückschritt. Es geht nicht um das Gewöhnte, sondern um die Weiterentwicklung. Schauen Sie sich die dm-Märkte an: In keinem einzigen Regal gibt es eine Monomarken-Strategie – außer bei Alnatura.
HuffPost: Was historische Gründe hat.
Harsch: Genau, die Marke Alnatura ist im Hause dm gemeinsam mit tegut entwickelt worden. Im Jahr 1983 hatte das Projekt den Namen Naturkern. Wir haben die Nische Bio nicht nur früh erkannt, sondern den Trend auch mitgesetzt.
HuffPost: Und jetzt ist Ihnen die historische Verwurzelung egal.
Harsch: Warum sollten wir bei dm für Bio-Lebensmittel eine Ausnahme machen, nur weil es historisch anders war? Das wäre eine unsinnige Begründung. Wir wollen bei Bio-Lebensmitteln eine eigene dm-Kompetenz und Markenvielfalt aufbauen.
HuffPost: Im Moment kommt es den Kunden eher so vor, als gebe es manche Alnatura-Produkte nun auch mit dm-Label.
Harsch: Bald kommen noch mehr Produkte. Wir wollten unsere Kunden nicht überfordern und mussten erst herausfinden, wie sie auf die neuen Artikel reagieren. Das wissen wir jetzt. Die ersten Wochen zeigen, dass die Kunden begeistert sind.
HuffPost: Warum betonen Sie immer, Sie wollen keine Gewinne machen? Warum sagen Sie nicht mal: Ja, wir wollen im Markt der Bio-Lebensmittel ein großer Player werden und Alnatura, aber auch denns und Basic zeigen, wo der Hammer hängt?
Harsch: Sie sind offenbar falsch informiert.
HuffPost: Denn helfen Sie mir.
Harsch: Das ist eine Frage der Sichtweise. Denke ich vom Eigennutz her, dann wäre ich wachstumsorientiert. Oder denke ich aus Kundensicht? Das tun wir. Wir erwarten, dass der Kunde in Zukunft im Bio-Bereich mehr Vielfalt erwartet und darauf stellen wir uns früh genug ein. Wir wollen uns mit den Kunden gemeinsam weiterentwickeln. Das ist ein kleiner, aber feiner Perspektivenunterschied. Es geht dm nicht um Eigennutzenmaximierung, sondern um Kundennutzenmaximierung. In der Folge bedeutet das natürlich Wachstum.
HuffPost: Mit Alnatura wäre also eine wachsende Vielfalt im Regal ausgeschlossen gewesen?
Harsch: Ja klar. Wir hätten ein Flächenproblem bekommen. Wir können ja unsere Regale schlecht aufblasen.
HuffPost: Wie meinen Sie das?
Harsch: Wie in allen Sortimentsbereichen finden neue Produkte ihren Weg ins Regal und andere werden dafür ausgelistet. Wie sich unser Bio-Sortiment langfristig entwickeln wird, ergibt sich aus der Nachfrage unserer Kunden“.
berliner-zeitung.de, 21.01.2016 (Zugriff: 22.01.2016)
Die Berliner Zeitung berichtet über einen Streit zwischen dm-Gründer Götz Werner und Alnatura-Chef Götz Rehn:
„[…] Der Streit zwischen der Drogeriemarktkette dm und dem Biohändler Alnatura beschäftigt nun auch die Gerichte. Dm-Gründer Götz Werner hat Alnatura-Chef Götz Rehn verklagt. Das Landgericht Frankfurt bestätigte am Donnerstag einen Bericht des „Handelsblatts“, wonach Werners Klage in erster Instanz abgewiesen wurde (…). Der dm-Gründer hat dagegen aber bereits Berufung vor dem Oberlandesgericht Frankfurt eingelegt. Ein Termin steht noch nicht fest.
Die beiden Manager waren nicht nur 30 Jahre lang erfolgreiche Geschäftspartner, Rehn ist auch Werners Schwager. Die Partnerschaft zerbrach, als dm eigene Bio-Produkte ins Sortiment aufnahm. dm-Gründer Werner verlangt von Rehn nun die Markenrechte an Alnatura. Er argumentiert damit, dass Alnatura erst durch dm erfolgreich geworden sei.
Wie die Sprecher beider Unternehmen bestätigten, hat dm parallel dazu Alnatura vor dem Landgericht Darmstadt verklagt: In diesem Verfahren geht es um einen Kooperationsvertrag zwischen den beiden Unternehmen, an den sich Alnatura nach der Auslistung seiner Produkte bei dm nicht mehr gebunden fühlt. dm dagegen besteht laut „Handelsblatt“ auf der Einhaltung des Vertrages, der der Drogeriekette unter anderem Mitspracherechte bei der Auswahl neuer Vertriebspartner zusichert.
Vor einiger Zeit hat dm eine eigene Bio-Linie gestartet und Ende vergangenen Jahres rund 200 Produkte des langjährigen Lieferanten Alnatura aus den Regalen genommen. Branchenkenner gehen davon aus, dass sich der Karlsruher Drogeriewarenhändler durch die Eigenmarke offenbar eine höhere Marge verspricht, dm selbst kommentiert dies nicht.
Bei Alnatura hingegen ist man offen enttäuscht. Dem Biohändler zufolge werden bis April 70 Prozent der Alnatura-Produkte bei dm ausgelistet. „Es ist sehr schade, wir haben 30 Jahre sehr eng und erfolgreich zusammengearbeitet“, sagte eine Alnatura-Sprecherin am Donnerstag. […]“.
LebesmittelZeitung, 19.04.2013 (Zugriff: 11.06.2015)
2013 nahm dm erneut an der Arbeitgeberstudie der LebensmittelZeitung teil. Auch diesmal bewerteten Fach- und Führungskräfte dabei alle „Aspekte[…] ihres Joblebens […]. Von Einstiegs- bis Aufstiegschancen, von Weiterbildung über Führungsstil bis Betriebsklima verteilen sie Schulnoten von 1 (sehr gut) bis 6 (ungenügend)“.
„Zum dritten Mal in Folge schneidet Drogeriemarktbetreiber dm mit der besten Bewertung ab. Mit einer 1,4 für die Arbeitgeberattraktivität unterstreichen die Beschäftigten, dass sie sich in ihren Jobs offensichtlich wohlfühlen. Auch die beste Einzelzensur insgesamt kann Deutschlands Nummer eins bei Antifaltencreme bis Zahnpasta vorweisen: Dem Image ihres Unternehmens in der Öffentlichkeit geben die Mitarbeiter eine 1,1.
Als Arbeitgeber präsentieren sich die Karlsruher von jeher ein bisschen anders als der Mainstream der Handelslandschaft. "Unternehmen sind für die Menschen da und nicht anders herum", lautet das dm-Motto. Überragende Mitarbeiterurteile rund um Kultur & Klima, Weiterbildung, Übertragung von Verantwortung oder Innovationsfähigkeit stellen unter Beweis, dass es sich dabei nicht um eine bloße Sprechblase handelt“.
WiWo, 13.11.2014 (Zugriff: 14.11.2014)
„Kunden werfen dm-Drogeriemarkt Täuschung vor
Dm lässt seine Pfandtaschen nicht mehr nur bei einem kleinen deutschen Unternehmen nähen - sondern auch bei einem Hersteller in Indien. Kunden fühlen sich getäuscht. In sozialen Netzwerken wächst die Wut. (…)
Für manomama war es der große Durchbruch. Seitdem ist die kleine Näherei zum Modehersteller mit mehr als 100 Mitarbeitern aufgestiegen. Die Drogeriemarktkette dm konnte sich als fortschrittlich und nachhaltigkeitsbewusst präsentieren und die Etiketten am Baumwollbeutel mit den Worten „Sozial, 100 % bio und aus der Region“ schmücken.
Und auch bei den Kunden selbst kam die Tasche gut an. Sie sei „sehr geschätzt“ heißt es von dm. Doch jetzt fühlen sich manche Kunden verraten: Eine Bloggerin machte öffentlich, dass die dm-Taschen nicht mehr nur von manomama in Augsburg hergestellt werden. Sondern offenbar auch von einem Hersteller aus Indien. In den sozialen Netzwerken sorgt der Fall für Aufregung. Auf Twitter ist aus der Empörung Einzelner bereits das Hashtag #taschengate geboren“.
Was die Kunden am meisten ärgert: Die Tasche aus Indien sind von den Produkten aus Augsburg auf den ersten Blick kaum zu unterscheiden. Das Design der Taschen ist bis auf einen kleinen Größenunterschied und einige Details identisch. Nur ein anderes Etikett weist aus, dass der Beutel nicht mehr „regional“ sondern „Made in India“ ist.
Die Kunden befürchten, dass die hohen Standards und Qualitätsansprüche, die sich manomama auferlegt hat, durch indische Billigprodukte ersetzt werden. (…)
Auf Nachfrage von WirtschaftsWoche Online zu den Gründen für die Wahl des Herstellers und den Produktionsbedingungen reagierte das Unternehmen mit einer Standardantwort. Man beziehe die dm-Taschen weiterhin auch bei manomama, heißt es darin. „Denn wir legen Wert darauf, dass die Produktion bei manomama fortgeführt werden kann, weil Produktionsbedingungen und Qualität unseren Anforderungen entsprechen.“
Trotzdem aber seien – neben der Schaffung von Arbeitsplätzen in Deutschland – weitere Aspekte zu berücksichtigen. Dm will auch den Standort Indien stärken und bei der Entwicklung helfen. (…)
Die Sorge, dass die in der "T-Shirt-City" genannten und von Menschrechtsorganisationen immer wieder kritisierten Stadt Tirrpur produzierten Waren den Standard der manomama-Taschen nicht erfüllen könnten, teilt dm offenbar nicht.
Die in Indien produzierten Taschen trügen schließlich das GOTS-Siegel, das nur an Produkte vergeben wird, deren Produktion "höchsten ökologischen und sozialen Kriterien“ gerecht werde. „Das erscheint uns im Zuge einer globalen Arbeitsteilung zukunftsfähig und richtig“, so das Statement. Dass sich die beiden Taschen so ähnelten, habe einen einfachen Grund: Das aktuelle Design sei bei den Kunden einfach „am beliebtesten
Dass diese Antwort die erregten Kundengemüter beruhigen wird, ist unwahrscheinlich. Und ohnehin scheint es bei Kommunikation rund um das Produkt erhebliche Probleme gegeben zu haben. Denn auch die Chefin von manomama, Sina Trinkwalder, war offenbar nicht darüber informiert, dass dm einen zusätzlichen Hersteller mit ins Boot geholt hat. (…)“.
süddeutsche.de, 13.11.2014 (Zugriff: 14.11.2014)
„(…) Ungemach kann also auch jenen treffen, der solch schöne Sätze sagt wie : "Der Mitarbeiter bekommt das Geld, damit er leben kann - damit er es sich leisten kann, bei uns zu arbeiten. Damit er sich wertgeschätzt fühlt."
Götz Werner, der Gründer des Drogeriekonzerns "dm" spricht so. Für ihn, den überzeugten Anthroposophen, gilt: Der Einzelne darf sich nicht zu wichtig nehmen - dann leben alle gut. Als Konsequenz dieses freundlichen Weltbildes spielen bei dm selbst die Tüten eine tragende Rolle: "Für uns ist es besonders wichtig, dass unsere Einkaufshelfer nicht nur preiswert, stabil und optisch ansprechend sind, sondern auch zu unserer nachhaltigen Philosophie passen." Die Stoffbeutel wurden bisher vorwiegend in Deutschland gefertigt, beim Augsburger Modelabel "Manomama".
Und dann so etwas: Plötzlich kommen die Taschen auch aus Indien. Der Bloggerin Pia Drießen fiel das auf. Eine aufmerksame Konsumentin, die nachforschte, was es damit auf sich hat und auf den Produktionsort Tirrupur stieß. Den hat dm vorbildlich ausgeschildert auf seiner "Pfadfinder"-Internetseite, bei der Kunden über die Herstellungsorte informiert werden.
Tirrupur, das ist ein weltweites Textilzentrum, aber eines, in dem auch 120 000 Kinder und Jugendliche unter sklavenähnlichen Bedingungen arbeiten müssen; ihnen wird der Kontakt mit ihren Familien verboten, sie müssen teils 70 Stunden arbeiten und ihre Aufseher belästigen sie, so beschreibt die Menschenrechtsorganisation Terre des Hommes die Zustände. Ausgerechnet dort lässt dm nun seine Taschen fertigen? Der Konzern, der die "Singenden Kindergärten" ins Leben gerufen hat. Und der Hebammen unterstützt - vielleicht auch, weil die dann Mütter zum Windelkaufen zum Sponsor schicken, aber es ist ja trotzdem nett.
Ist das alles nur Camouflage und dahinter steckt ausbeuterisches Gewinnstreben? Drießen fragt das und zahlreiche andere Kunden sind empört: "2€ für einen Stoffbeutel aus Indien verlangen . . . die Chuzpe muss man haben", heißt es bei Twitter. Ein anderer spekuliert dort, dass nun vielleicht ein #Taschengate über dm hereinbreche. (…)
Doch nur weil manche Länder schwierige Produktionsbedingungen haben, sollten sich westliche Firmen ja nicht dort zurückziehen. Darauf stellt auch dm ab: "In der Diskussion zur Entwicklungshilfe wird oft kritisiert, dass aus den Dritte-Welt-Ländern lediglich Rohstoffe bezogen werden, die Veredelung aber bei uns stattfindet", schreibt Christoph Werner, als dm-Geschäftsführer verantwortlich für die Beschaffung. Das Unternehmen wolle aber in Indien nicht nur Baumwolle pflücken lassen. Sondern dort auch fertigen lassen - und zwar unter ordentlichen Bedingungen. Entsprechend seien die Taschen von der Global Organic Textile Standard Group zertifiziert, die herstellerunabhängig nach ökologischen und sozialen Kriterien prüft.
"Das erscheint uns im Zuge einer globalen Arbeitsteilung zukunftsfähig und richtig", schreibt Werner. Wobei Nachbohren freilich nie schadet. Und noch, um die Kritiker ganz zufrieden zu stellen, zwei Antworten fehlen: Wieso ist das Design offenbar ungefragt kopiert worden - und verdient dm nun mehr an diesen Taschen als an den "deutschen"?“.
spiegel.de, 13.11.2014 (Zugriff: 14.11.2014)
„Eine schlichte Baumwolltasche sorgt bei dm-Kunden für Empörung. Bislang wurden die Beutel von einer Sozialunternehmerin in Augsburg hergestellt, nun kommt ein Teil davon aus Indien. Das Unternehmen begründet das mit ethischen Erwägungen.
Es war eine jener Geschichten, mit denen sich dm einen Ruf als besonders verantwortungsvolles Unternehmen erworben hat: Im Mai 2012 kündigte die Drogeriekette an, in allen Filialen künftig Bio-Baumwolltaschen anzubieten. Diese sollten nicht nur besonders ökologisch hergestellt werden, sondern auch besonders sozial. Denn produziert werden die Taschen von der Augsburger Unternehmerin Sina Trinkwalder.
In ihrer Textilmanufaktur manomama stellte sie Menschen ein, die auf dem normalen Arbeitsmarkt kaum Chancen hatten: Langzeitarbeitslose, chronisch Kranke, Leiharbeiter. Bei dm begründete man die Entscheidung für manomama ausdrücklich mit dem Produktionsstandort. Die Drogieriekette habe überzeugt "dass innerhalb einer regionalen Wertschöpfungskette produziert und dass Menschen ein Wiedereinstieg in den Beruf ermöglicht wird". Inzwischen soll die Hälfte von insgesamt 150 Arbeitsplätzen bei manomama an der Taschenproduktion hängen.
Nun aber bangt Trinkwalder um die Zukunft ihres Vorzeigeprojekts. Denn ihr Auftraggeber dm hat einen Teil der Taschenproduktion offenbar klammheimlich nach Indien verlagert. Dass die Beutel ein leicht verändertes Aussehen haben, fiel zunächst der Bloggerin Pia Drießen auf. Über einen sogenannten Pfad-Finder für Produkte von dm fand sie heraus, dass die neuen Taschen komplett in Indien hergestellt wurden. Mittlerweile hat dm den neuen Produktionsstandort bestätigt.
Manomama-Chefin Trinkwalder wurde von dieser Entscheidung nach eigenen Angaben gegenüber SPIEGEL ONLINE überrascht. Von der Ähnlichkeit der indischen Variante mit ihrem eigenen Produkt und dass die neuen Taschen nun bereits im Handel sind, habe sie erst durch den Beitrag von Drießen erfahren. Weiter wollte sich Trinkwalder zunächst nicht äußern, sondern erst das Gespräch mit dm suchen.
Dort wird die Entscheidung für Indien genauso wie einst die für manomama mit ethischen Erwägungen begründet. Laut einer Pressemitteilung von Geschäftsführer Christoph Werner bezieht man zwar weiterhin Taschen aus Augsburg, "denn wir legen Wert darauf, dass die Produktion bei manomama fortgeführt werden kann, weil Produktionsbedingungen und Qualität unseren Anforderungen entsprechen". Bei der Herstellung von Taschen und anderen Artikeln seien "neben der Schaffung von Arbeitsplätzen in Deutschland aber weitere Aspekte zu berücksichtigen".
Konkret meint Werner die Debatte darüber, dass aus Entwicklungsländern häufig nur Rohstoffe bezogen werden, was die wirtschaftliche Entwicklung vor Ort hemmt. "Es ist uns ein Anliegen, den Menschen in Indien nicht nur den Auftrag zu geben, Baumwolle zu pflücken, sondern auch in Eigenregie die Fertigung für Waren durchzuführen, die hier in Europa benötigt werden."
Bei Babytextilien und Kinderbekleidung habe man mit der Produktion in Entwicklungsländern schon gute Erfahrungen gemacht, so Werner weiter. Man achte dabei auf korrekte Produktionsbedingungen. Die in Indien produzierten Taschen trügen das GOTS-Siegel, das nur an Produkte vergeben wird, deren Produktion "höchsten ökologischen und sozialen Kriterien" gerecht werde.
Doch warum wurde diese angeblich so bewusste Entscheidung nicht klarer kommuniziert? Diese Frage stellen auch viele empörte dm-Kunden im Netz. Immerhin sehen die Taschen aus Indien denen aus Augsburg zum Verwechseln ähnlich. Bei dm heißt es dazu lapidar, man habe zuvor mit verschiedenen Designs experimentiert. "Das aktuelle Design ist bei unseren Kunden am beliebtesten." (…)
In einem 2013 erschienenen Buch beschreibt Trinkwalder, dass Freunde sie bereits frühzeitig vor einer möglichen Verlagerung der Produktion gewarnt hätten. Beruhigt wurde die Unternehmerin nicht zuletzt durch eine Zusage von Geschäftführer Christoph Werner, dem Sohn des dm-Gründers Götz Werner. "Ich hoffe, Sie haben eine Option auf Mietverlängerung", habe dieser bei einem Besuch gesagt. Trinkwalders Antwort: "Selbstverständlich! Ich kann die Hallen so lange nutzen, bis sich meine Ladies mit unseren Taschen in Rente genäht haben!"
Greenpeace, 11.11.2008 (Zugriff: 05.11.2012)
"Auch ein neu eingeführtes freiwilliges Nachhaltigkeitszertifikat verhindert nicht, dass Palmölproduzenten die letzten Regenwälder Südostasiens zerstören. Das belegt ein neuer Greenpeace-Report, der heute anlässlich der ersten Lieferung von 500 Tonnen zertifiziertem Palmöl nach Europa veröffentlicht wurde".
Focus Magazin (28) 2012, 09.07.2012 (Zugriff: 04.11.2012)
(Focus:) "In dem erwähnten Fernsehbericht ging es außerdem um Palmöl, das auch bei Ihnen in zahlreichen Kosmetikprodukten enthalten ist, zum Beispiel bei der Eigenmarke Balea. Für den Anbau der Palmen wird der tropische Regenwald abgeholzt. Sie haben argumentiert, dass dm nicht die Produkte herstelle, sondern nur die Verkaufsregale zur Verfügung stelle. Außerdem sei Ihre Firma ja nicht die „einzige, die das tue“. Denken Sie wirklich, dass ein „gutes“ Unternehmen sich die Sache so leicht machen sollte?
(Götz W. Werner:) Wir machen es uns nicht leicht, aber man muss ehrlich sein: Wenn ich moderne kosmetische Produkte verkaufen will, komme ich derzeit an Palmöl nicht vorbei.
Ich will aber als Kunde keine Produkte kaufen, für die der Regenwald abgeholzt wird. Und auch keine Textilien, die von Kindern hergestellt wurden.
Bei den Textilien unserer Eigenmarken verpflichten sich Lieferanten, unseren „Code of Conduct“ einzuhalten, der Kinderarbeit ausschließt. Beim Palmöl geben wir unser Bestes. Wir sagen unseren Lieferanten genau, worauf es uns ankommt. Palmöl ist ja nicht gleich Palmöl. Es gibt Anbauflächen, für die kein Regenwald gerodet oder Menschen mit Gewalt vertrieben wurden".
Focus Magazin 28 (2012), 09.07.2012 (Zugriff: 04.11.2012)
(Focus:) "Der angeblich böse Schlecker zahlte Tarif, der gute dm hat den Handelstarif-Vertrag nicht unterschrieben. Wie passt das eigentlich zusammen?
(Götz W. Werner:) Er zahlte nicht immer Tarif, und als er Tarif zahlen musste, versuchte er es mit Leiharbeit. Der Vertrag ist heute nicht allgemeinverbindlich. Er gilt also nicht für alle Marktteilnehmer. Wenn es anders wäre, würden wir ihn unterschreiben. Wir fordern die Allgemeinverbindlichkeit und erkennen den Vertrag an. Bei uns verdient jeder mindestens nach Tarif und viele deutlich darüber".
WAZ, 15.05.2012 (Zugriff: 03.11.2012)
"Palmöl ist ein Rohstoff für Kosmetik-Artikel. Der ARD-Markencheck zeigt schockierende Bilder von angeschossenen Bewohnern in Indonesien, die der „Palmöl-Mafia“ (Greenpeace) und ihren Plantagen weichen mussten. Wenn dm also vermutlich Partner von diesen skrupellosen Unternehmen ist, passt das natürlich nicht zum Öko-Image.
Aber wie man an den Formulierungen merkt: womöglich, offenbar, vermutlich. Der Markencheck hat dm keinen Skandal nachgewiesen, aber deutlich gemacht: dm ist doch nicht ganz sauber. Schließlich gibt dm-Chef Erich Harsch zu: „Wir sind ja nicht die einzigen, die das tun“. dm-Gründer Götz Werner legt nach: „Verantworten muss es der Hersteller und wir haben ja verantwortungsbewusste Hersteller.“
Das setzt er so voraus, ist ja auch einfach".
WAZ, 15.05.2012 (Zugriff: 03.11.2012)
"Nach dem ARD-Markencheck muss die Geschichte Deutschlands erfolgreichster Drogeriekette nicht neu geschrieben werden. Die Recherchen ergeben: Die Produkte sind gut und okay, die Mitarbeiter in Deutschland werden fair behandelt. Ein Verdi-Mann lobt das Unternehmen als „guten Arbeitgeber“"
ARD (WDR), dm-Markencheck, 14.05.2012 (Zugriff: 03.11.2012)
"Bei den Kindertextilien überrascht uns: Die Etiketten bei dm verraten oft nicht das Herkunftsland. Transparent ist das nicht. Unsere Recherchen führen uns nach Bangladesch, weltweit bekannt für Hungerlöhne und schwierige Arbeitsbedingungen. Zwei Näherinnen erzählen uns, dass sie auch Hosen für dm genäht hätten. Sie erkennen sie auf Fotos wieder.
dm bestätigt uns, dass man in Bangladesch produzieren lasse, legt aber Wert auf die Feststellung, dass es einen Verhaltenskodex für dm-Hersteller gebe, der unter anderem auskömmliche Löhne und geregelte Arbeitszeiten verlange. Zugleich muss Geschäftsführer Harsch zugeben: "Soweit wir das können, versuchen wir, unsere Lieferanten zu verpflichten. Aber es ist nicht so, dass wir da in jedem einzelnen Produktionsstep drin sind, weil auch unsere Lieferanten natürlich ihre Spezialitäten und Geschäftsgeheimnisse haben."
Als wir dm fragen, warum Angaben des Herstellungsortes auf den Etiketten fehlen, erhalten wir eine überraschende Antwort: "So konnten wir unseren Industriepartnern mehr Flexibilität bei der Beschaffung guter und günstiger Sortimente ermöglichen." dm sieht sich als gut und günstig. Allerdings: Nicht wenige Kunden dachten bisher, dm wäre weit mehr als das".
ARD (WDR), 14.05.2012 (Zugriff: 03.11.2012)
"dm ist bekannt für seine besondere Unternehmensphilosophie. Tatsächlich ergeben unsere Recherchen: Keine größeren Klagen in Sachen Umgang mit Mitarbeitern. Bezahlt wird in Anlehnung an den regionalen Tarif, es gibt sogar Boni und die Gewerkschaft Ver.di nennt dm einen "guten Arbeitgeber". Der Konzern spendet für wohltätige Zwecke und hat es geschafft, sich ein Öko-Image aufzubauen. dm, das sind irgendwie die Guten. Aber wie fair verhält sich dm wirklich?
Wir fahren nach Jambi, Indonesien, dem Weltmarktführer im Anbau von Palmöl. Der Rohstoff ist weltweit gefragt, Palmöl wird etwa für die Herstellung von Nahrungsmitteln und Kosmetik verwendet. Und da die Nachfrage so groß ist, wachsen die Palmölplantagen immer weiter. Ohne Rücksicht auf Regenwald, Tiere oder Menschen. Einheimische erzählen uns, dass sie mit Gewalt von Palmöl-Produzenten aus ihrem Dorf vertrieben wurden.
Auch in dm-Produkten steckt Palmöl. In welchen und wie viel, darüber schweigt sich das Unternehmen aus. Rezepturgeheimnis. Wo das Palmöl für die Produkte herkommt, kann dm uns ebenfalls nicht sagen. Das Problem: Die Hersteller kaufen zumeist nicht direkt Palmöl ein, sondern Substanzen, in denen Palmöl bereits verarbeitet wurde.
dm-Gründer Götz Werner weist die Verantwortung für skrupellose Praktiken von sich: "Verantworten muss es der Hersteller und wir haben ja verantwortungsbewusste Hersteller." Als Händler müsse man seine Lieferkette kennen, sagt dagegen Greenpeace. Das gehöre zur Verantwortung jedes Unternehmens.
Kosmetikhersteller sagen, Soja oder Raps wären Alternativen für Palmöl. Doch Palmöl sei der bequemere Weg – in großen Mengen verfügbar und vor allem: günstig. Tatsächlich erklärt dm-Geschäftsführer Erich Harsch, auf unsere Frage, ob er zu dm-Kunden sagen würde: 'Ihr wollt das Shampoo für 65 Cent und das ist die Welt, in der das produziert wird':
"Also wir sind ja nicht die Einzigen, die das tun. Das ist ja so, dass das ein breit verwendeter Rohstoff ist und wenn es sinnvolle andere Alternativen gibt, dann werden wir die sicher auch erschließen, aber das geht nie von heute auf morgen." Ist dm also doch eine ganz "normale" Drogeriekette?"